Seit 1789 ein Ritual: Der erste Arbeitstag eines frisch gebackenen US-Präsidenten beginnt mit einem Gottesdienst. Obama besuchte die Messe in Washington.
Seinen ersten Tag als US-Präsident hat Barack Obama am Mittwoch um 10.00 Uhr (Ortszeit, 16.00 Uhr MEZ) traditionsgemäß mit einem Gottesdienst in der Kathedrale in Washington begonnen.
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Seit der Vereidigung George Washingtons 1789 gehört der Gottesdienst am Morgen nach der Vereidigung des Präsidenten zum Programm des Amtsbeginns.
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An diesem Mittwoch sprachen bei dem Gottesdienst Repräsentanten von 20 Religionsgemeinschaften und Glaubensrichtungen, neben christlichen Kirchen auch Vertreter der Muslime und Juden. Eigens für den Gottesdienst wurden Gebete aus der Zeit George Washingtons sowie Teile der Vereidigungsrede von Abraham Lincoln in die religiöse Veranstaltung in der mächtigen "National Cathedral" integriert.
"Wir wollten einen frischen Blick auf die Gebete werfen", betonte Pastorin Carol Wade und verwies nach einem Bericht der "Washington Post" auf Obamas Wertschätzung eines religiösen Liberalismus.
Erster Tag im Oval Office
An seinem ersten vollen Arbeitstag im
Weißen Haus hat der frischgebackene US-Präsident Barack Obama auf seinem
Schreibtisch im Oval Office einen Brief seines Vorgängers vorgefunden.
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An Nr. 44
Auf dem Umschlag habe gestanden "An Nr. 44, von
Nr. 43", teilte der neue Regierungssprecher Robert Gibbs mit. Obama ist
der 44. US-Präsident, Bush der 43. Über den Inhalt des Schreibens wurde
allerdings nichts bekannt. Bush war am Dienstag unmittelbar nach der
Vereidigung Obamas mit seiner Frau nach Texas gereist.
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Der Präsident begann seinen Arbeitstag den Angaben zufolge um 8.35 Uhr (Ortszeit, 14:35 Uhr MEZ). Er habe zehn Minuten allein im Oval Office verbracht. Danach habe Obama mit seinem Stabschef Rahm Emanuel den Terminplan des Tages besprochen.
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Um 9.10 Uhr habe dann Michelle Obama ihren Mann an seinem neuen Arbeitsplatz besucht.
Obama schaltet sich in den Nahost-Konflikt ein
Dann wandte er
sich der Weltpolitik zu: An seinem ersten vollen Arbeitstag hat sich Obama
umgehend in den Nahost-Konflikt eingeschaltet. Obama habe mit dem
israelischen Regierungschef Ehud Olmert, dem palästinensischen Präsidenten
Mahmoud Abbas, Ägyptens Präsident Hosni Mubarak und König Abdullah II. von
Jordanien telefoniert, teilte das Weiße Haus ganz offiziell mit. Dabei habe
er seine Entschlossenheit bekräftigt, sich vom Beginn seiner Amtszeit an
aktiv für einen Frieden zwischen Arabern und Israel einsetzen zu wollen.
Waffenruhe eingefordert
Obama habe in den Gesprächen zudem
unterstrichen, die Waffenruhe im Gazastreifen stärken zu wollen. Dazu müsse
die Belieferung der radikalislamischen Hamas mit Waffen durch Schmuggel
unterbunden werden. Zudem wollten die USA den Wiederaufbau unterstützen. Die
Vereinigten Staaten würden "ihren Teil tun", um diese
Bemühungen zum Erfolg zu führen. Die Telefonate seien "im
Geist der Partnerschaft" geführt worden und herzlich gewesen, hieß es
weiter.
Nach palästinensischen Angaben war Abbas der erste Staatschef, den Obama nach seiner Amtseinführung am Dienstag anrief. Der schnelle Anruf habe allen beteiligten Parteien auch signalisiert, dass es unter den Palästinensern nur einen Ansprechpartner gebe - Präsident Abbas, sagte ein enger Vertrauter Abbas'. Die Legitimität von Abbas wird vor allem von der radikalislamischen Hamas in Frage gestellt, die seit Juni 2007 den Gazastreifen kontrolliert.
Hillary Clinton als Außenministerin bestätigt
Der
US-Senat hat am Mittwoch Hillary Clinton als neue US-Außenministerin
bestätigt. Trotz Kritik an möglichen Interessenskonflikten mit ihrem Mann,
dem ehemaligen Präsidenten Bill Clinton, erhielt die 61-Jährige am ersten
Amtstag des neuen Präsidenten Barack Obama die nötige Unterstützung auch aus
dem republikanischen Lager. Die ehemalige parteiinterne Erz-Rivalin Obamas
löst Condoleezza Rice ab. Bill Clinton ist seit seinem Abschied aus dem Amt
vor acht Jahren weltweit als Redner und Spendensammler unterwegs.
Ted Kennedy aus dem Spital entlassen
Nach
seinem Schwächeanfall bei den Feiern zur Amtseinführung von
US-Präsident Barack Obama ist Senator Edward Kennedy auf dem Wege der
Besserung. Der 76-Jährige, der an einem Gehirntumor erkrankt ist, konnte die
Klinik am Mittwoch bereits einen Tag nach seiner Einlieferung wieder
verlassen. Ursache für den Schwächeanfall war nach Ansicht seiner Ärzte
vermutlich Erschöpfung. Eine Sprecherin Kennedys sagte, der Senator sei
guter Dinge. Die Ärzte hätten ihm Ruhe verordnet.
Kennedy war im Juni 2008 wegen eines bösartigen Gehirntumors operiert worden. Nach einer sechswöchigen Chemo- und Strahlentherapie zeigte er sich wieder in der Öffentlichkeit. Bereits im Vorwahlkampf der Demokratischen Partei stellte er sich auf die Seite Obamas.