John McCains Attacken gingen offenbar ins Leere: Laut einer Umfrage gewann Obama die letzte TV-Debatte. 58 Prozent votierten für ihn.
Mit scharfen Angriffen auf den Demokraten Barack Obama hat der Republikaner John McCain bei der dritten und letzten TV-Debatte vor den US-Präsidentschaftswahlen seinen Rückstand bei Umfragen umkehren wollen. McCain beschuldigte am Mittwochabend in der Hofstra-Universität von Hempstead (US-Staat New York) Obama, mehr Geld für negative Wahlwerbung ausgegeben zu haben als jemals jemand zuvor in der US-Geschichte. Der 72-Jährige warnte vor Obama, der den Amerikanern mehr Steuern und mehr Staat bringen würde.
Der Demokrat forderte in der Debatte 19 Tage vor der Präsidentschaftswahl angesichts der schlimmsten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren einen "fundamentalen Wandel" in der US-Politik. Er warf McCain vor, bei dem zentralen Problem der Wirtschaft sowie bei der Steuer- oder Energiepolitik lediglich die gescheiterte Politik von US-Präsident George W. Bush fortsetzen zu wollen. "Wenn Sie gegen Bush kandidieren wollen, dann hätten Sie vor vier Jahren antreten sollen. Ich bin nicht Bush", antwortete McCain auf die Vorwürfe.
3:0 für Obama
Erste Umfragen nach der Debatte sahen Obama
deutlich vor McCain. 58 Prozent der Zuschauer bezeichneten laut einer
Blitzumfrage des Nachrichtensenders CNN Obama als Sieger, nur 31 Prozent
glaubten, dass der Republikaner gewonnen habe. 70 Prozent meinten demnach,
Obama habe sympathischer gewirkt, nur 22 Prozent fanden McCain gewinnender.
Bereits nach den ersten beiden Fernsehduellen zwischen Obama und McCain
hatten bei Umfragen deutliche Mehrheiten in dem schwarzen Senator aus
Illinois den Gewinner gesehen.
McCain suchte in der Debatte immer wieder das Thema Wirtschaft, um gegen Obama zu punkten. Die Amerikaner seien zornig, "unschuldige Opfer ... der Gier und der Korruption an der Wall Street" zu sein. Allerdings sei dies nicht die Zeit, um Steuern zu erhöhen. Zur Bekämpfung der aktuellen Finanzkrise schlug McCain ein Programm in Höhe von 300 Milliarden Dollar (220 Mrd Euro) vor, um bedrängten Hausbesitzern zu helfen. Dagegen plädierte Obama für gezielte Steuersenkungen für die Mittelklasse. Außerdem sollten Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, mit Steuersenkungen belohnt werden. Zugleich warf Obama seinem Rivalen vor, er plane Steuersenkungen für die Reichen.
Beide Kandidaten warfen sich gegenseitig vor, einen unsauberen Wahlkampf zu führen. Obama "sage dem amerikanischen Volk nicht die Wahrheit", kritisierte McCain die TV-Werbespots der Demokraten über die Gesundheits- und Wirtschaftspolitik McCains. Obama wies das zurück: "Ihre Wahlspots sind zu 100 Prozent negativ." Diese Spots sagten "mehr aus über Sie und ihren Wahlkampf als über mich", meinte der schwarze Senator aus Illinois. Beide Kandidaten räumten ein, dass es ein "harter Wahlkampf" sei. McCain warf Obama vor, wegen der Spendenflut für seinen Wahlkampf aus opportunistischen Gründen sein Versprechen auf eine Begrenzung der Wahlkampfausgaben gebrochen zu haben.
Der Senator aus Arizona versuchte auch, seinen Konkurrenten erneut in die Nähe des Terrorismus zu rücken, in dem er auf dessen Beziehung zu William Ayers verwies, dem Mitbegründer einer Organisation, die in den 60er und 70er Jahren aus Protest Terroranschläge verübte. Dagegen meinte Obama, er sei zur Zeit dieser Aktionen "acht Jahre alt gewesen". Ayers habe nichts mit seinem Wahlkampf zu tun, "er wird mich auch nicht im Weißen Haus beraten".
McCain verlangte weiters Auskunft über Obamas Verhältnis zu der für die Überwindung der Armut eintretenden Organisation ACORN. Diese wird beschuldigt, bei Initiativen zur Registrierung von Wählern gegen Gesetze verstoßen zu haben.
Umfragen sehen Obama in Führung
Nach den jüngsten
landesweiten Umfragen liegt Obama mit bis zu 14 Prozentpunkten deutlich vor
McCain. Entscheidend für den Wahlausgang sind aber die jeweiligen
Mehrheitsverhältnisse in den Einzelstaaten. Unterdessen machen bereits
hunderttausende von US-Bürgern von der Möglichkeit der vorgezogenen
Stimmabgabe Gebrauch. Allein in Georgia seien bereits mehr als 540.000
Stimmzettel eingegangen, teilte die dortige Wahlbehörde am Mittwoch mit.
Damit haben bereits drei Wochen vor der Wahl am 4. November mehr Wähler
diese Möglichkeit genutzt als insgesamt vor der Präsidentenwahl von 2004.
Die vorzeitige Stimmabgabe soll auch den Bürgern die Wahl ermöglichen, die
am 4. November daran gehindert sind.