In immer mehr US-Staaten zeichnet sich bei der Präsidentschaftswahl am kommenden Dienstag ein Sieg von Barack Obama ab.
Neue Umfragen zeigen den Kandidaten der Demokraten auch in vier Staaten vorn, bei denen die Republikaner traditionell eine solide Mehrheit hatten.
In Ohio, Nevada, Colorado und Virginia hat Obama demnach einen Vorsprung von jeweils sieben bis zwölf Prozentpunkten vor dem Republikaner John McCain. Diese Staaten stehen zusammen für 47 Wahlmännerstimmen. 252 dieser Stimmen kann Obama sammeln, wenn er in denjenigen Staaten gewinnt, in denen John Kerry vor vier Jahren für die Demokraten gesiegt hat. In der Summe hätte Obama also die für den Wahlsieg benötigten 270 Wahlmännerstimmen sicher.
McCain zittert in Heimatstaat
Selbst in seinem Heimatstaat
Arizona muss McCain bereits um den Sieg zittern. Sein Vorsprung in den
Umfragen in diesem Staat ist von sieben auf nur noch zwei Prozentpunkte (46
zu 44 Prozent) geschrumpft - bei einer statistischen Schwankungsbreite von
drei Prozent. Obama hingegen führt in seinem eigenen Staat Illinois mit mehr
als 30 Prozentpunkten. Landesweit ergab eine Erhebung des Forschungszentrums
Pew, dass 52 Prozent der Amerikaner Obama und 36 Prozent McCain wählen
wollen.
McCain wird als "Wunder" gehandelt
Inzwischen stellen
sich auch führende Republikaner auf einen Wahlsieg Obamas ein. Der ehemalige
republikanische Präsidentschaftsanwärter Mitt Romney sprach von "der sehr
realen Möglichkeit einer Präsidentschaft Obama". Der republikanische Berater
Joe Gaylord sagte: "Wenn Sie an Wunder glauben, dann glauben Sie an McCain."
Schlacht um Pennsylvania
Zu den Schwerpunkten der letzten
Wahlkampftage gehörte Pennsylvania. Dort macht sich McCain Hoffnungen,
diesen Staat den Demokraten wegzunehmen. Aber auch Obama bemühte sich am
Dienstag um die Wähler in Pennsylvania. Rund 9.000 Menschen trotzten in
einer Vorstadt von Philadelphia Regen und Kälte, um Obama zu hören.
Anschließend sprach Obama in Virginia, wo eine Halle in Harrisonburg zu
klein war, um insgesamt 20.000 Anhänger zu fassen. Der 47-Jährige
bezeichnete die Wahl mit Blick auf das Alter seines 72-jährigen Kontrahenten
als eine "klare Entscheidung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft".
McCain wiederum bekräftigte, dass er der Kandidat mit der größeren Erfahrung
sei.
"Battleground-States"
Bei der Wahlkampfwerbung geben
beide Kandidaten inzwischen drei Viertel ihres dafür eingesetzten Geldes in
Florida, Ohio und Pennsylvania aus. Diese drei Staaten gehören traditionell
zu den besonders heftig umkämpften "Battleground-States" mit knappen
Entscheidungen. Derjenige Kandidat, der in mindestens zwei dieser drei
Staaten siegt, wird wahrscheinlich der nächste Präsident der USA sein. Am
Mittwoch war in Kissimmee in Florida erstmals eine Kundgebung Obamas an der
Seite von Expräsident Bill Clinton angesetzt.
Anti-Obama DVD
Die Leser der drei größten Zeitungen in Ohio
bekommen in dieser Woche als Beilage einen 95 Minuten langen Film mit
reichlich Kritik an Obama. Die konservative Lobbygruppe Vereinte Bürger
lässt die DVD "Hype: Der Obama-Effekt" in dieser Woche auch in Florida und
Nevada beilegen. Insgesamt sollen 1,25 Millionen der DVDs in Umlauf gebracht
werden, die Aktion kostet rund eine Million Dollar (798.339 Euro).
12 Mio. Stimmen schon abgegeben
Mehr als zwölf Millionen Menschen
haben eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl bereits ihre Stimme
abgegeben. Die meisten hätten dabei für den demokratischen Kandidaten Barack
Obama gestimmt, erklärte der US-Politikwissenschaftler Michael McDonald der
George-Mason-Universität in Fairfax am Dienstag, der die abgegebenen Stimmen
aus zahlreichen Staaten anhand der angegebenen Parteizugehörigkeit der
Wähler ausgewertet hat.
Demnach liegen die Demokraten in dem wegen seiner hohen Einwohnerzahl hart umkämpften Florida bisher mit 45 Prozent vor den Republikanern, die dort 40 Prozent der schon abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen konnten. Auch in Iowa und Louisiana lassen die Demokraten die Republikaner in der Auswertung hinter sich.