Barack Obama kämpft darum, die schwarzen Wähler der Südstaaten zu mobilisieren. Er will die Wahlbeteiligung um 30 Prozent in die Höhe treiben.
Im Kampf um den Einzug ins Weiße Haus verfolgt der demokratische Bewerber Barack Obama ein ganz besonders ehrgeiziges Ziel: Er will die Wahlbeteiligung der Schwarzen um 30 Prozent erhöhen. In diesem Fall könnte er die Südstaaten zurückerobern, die einst den Demokraten zugeneigt waren, seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts aber stets an die Republikaner fielen. Die große Frage ist allerdings, ob ihm das tatsächlich gelingen wird.
Will höhere Wahlbeteiligung
"Ich garantiere Euch, dass die
Beteiligung der afroamerikanischen Wähler in die Höhe schnellen wird, wenn
ich der Kandidat der Demokraten bin - landesweit um mindestens 30 Prozent",
prophezeite der schwarze Senator aus Illinois im August vergangenen Jahres
bei einem Wahlkampfauftritt in New Hampshire. "Und die Beteiligung der
Jungwähler wird sich um 25 bis 30 Prozent erhöhen", fügte er hinzu.
Rechenbeispiele zeigen, dass Obama unter solchen Voraussetzungen kaum noch
zu besiegen wäre. Immerhin entsprechen 30 Prozent mehr schwarze Wähler
allein in elf Südstaaten einem Stimmenpotenzial von 1,8 Millionen.
Den Staat Georgia zum Beispiel gewannen die Republikaner bei den vergangenen vier Präsidentschaftswahlen mit einer durchschnittlichen Mehrheit von 216.000 Stimmen. Sollten 30 Prozent mehr Schwarze an die Wahlurnen schreiten und Obama wählen, könnte er diesen Staat mit einem Plus von 84.000 Stimmen erobern. Auch wenn nur 90 Prozent dieser afroamerikanischen Wähler für Obama votierten, würde er noch den Sieg davon tragen. Dabei wird rein hypothetisch vorausgesetzt, dass alle anderen Wähler wieder genauso abstimmen wie in der Vergangenheit.
Könnte für Mehrheit reichen
Nach dieser Formel könnte
Obama auch Arkansas, Louisiana, Tennessee, Virginia und Florida gewinnen.
Dies würde für einen Wahlsieg fast schon ausreichen. In Mississippi sowie in
North und South Carolina könnte es für den republikanischen Bewerber John
McCain ebenfalls sehr knapp werden. In South Carolina zum Beispiel hatten
die Republikaner vor vier Jahren einen Vorsprung von 17 Prozentpunkten.
Sollten sich 30 Prozent mehr Schwarze zugunsten Obamas diesmal an der Wahl
beteiligen, könnte er diese Mehrheit brechen.
Der Politikwissenschaftler Tom Schaller von der University of Maryland rechnet vor, dass Obama Staaten wie Virginia und Florida sogar schon gewinnen könnte, wenn sich die Wahlbeteiligung der Schwarzen um zwölf Prozent erhöhte. Aber so einfach seien die Dinge eben nicht: "Dass tatsächlich 30 Prozent mehr Schwarze zur Wahl gehen, glaube ich erst, wenn ich es sehe", sagt der Politologe. Und außerdem gebe es keine Garantie dafür, dass tatsächlich alle Afroamerikaner für den demokratischen Bewerber stimmten.
Nur schwarze Stimmen gewiss
Ferrel Guillory von der University of
South Carolina betont denn auch: "Obama kann sich nicht nur auf die Stimmen
der Schwarzen stützen. Er muss auch für die weißen Wähler attraktiv sein."
Dabei ist es Analysten zufolge höchst fraglich, ob alle Weißen, die bei
vergangenen Wahlen die Demokraten gewählt haben, diesmal Obama unterstützen
werden. In jüngsten Umfragen beurteilten nur 30 Prozent der Weißen den
Senator aus Illinois positiv - gegenüber 80 Prozent der Schwarzen.
Zwar vertraten rund zwei Drittel der Befragten aller Rassen die Ansicht, dass Amerika für einen afroamerikanischen Präsidenten bereit sei. Acht Prozent der Weißen äußerten allerdings größte Vorbehalte, und selbst 16 Prozent der demokratischen Wähler räumten einige inneren Widerstände ein.
McCains Chancen
Bei solchen Demokraten könnte McCain punkten, der
sich betont liberal darstellt. Damit hat er viele konservative Anhänger
seiner Republikanischen Partei verprellt, wie die Umfragen ebenfalls
ergaben. In den Südstaaten allerdings könnte sich der Senator aus Arizona
mit dieser Haltung doch noch die Mehrheit sichern - und damit den Einzug ins
Weiße Haus.