Washington soll als saubere Stadt präsentiert werden, erst am Donnerstag dürfen hunderte Obdachlose wieder in die Innenstadt zurückkehren.
Glanz und Elend liegen bei der Amtseinführung von Barack Obama nahe beieinander. Auf Anordnung der Behörden mussten vor den Feiern zum Regierungswechsel hunderte Obdachlose ihre Notquartiere in den Straßen der Innenstadt von Washington räumen. "Uns wurde gesagt, dass wir erst am Donnerstag wiederkommen dürfen", berichtet der 37-jährige Frank Mearns, dessen provisorische Schlafstatt mitten in jener Sicherheitszone liegt, die während der Obama-Feiern für den Verkehr gesperrt ist. In der Innenstadt leben Schätzungen zufolge etwa 1.200 Menschen auf der Straße, im Großraum Washington sind es 6.000 bis 12.000.
Die Kosten für Obamas Amtseinführung werden auf mehr als 75 Millionen Dollar (56,9 Mio. Euro) geschätzt - eine Zahl, die David Pirtle zornig macht. "Das zeigt doch unsere Prioritäten: Wir schmeißen eine Millionenparty und wollen gleichzeitig die Armen und Obdachlosen unter den Teppich kehren", sagt der 34-jährige Ex-Obdachlose, der nun als Sozialarbeiter tätig ist. Bei den Feiern zur Inauguration von George W. Bush 2005 habe er noch auf der Straße gelebt, damals habe es "keine so weit reichenden Säuberungen gegeben wie heute", berichtet er. Die Stadtverwaltung richtete für Obdachlose 2.800 Notbetten ein - samt Zugang zu Fernsehern, um Obamas Vereidigung live verfolgen zu können.