TV-Duell

Palin überraschenderweise ohne Aussetzer

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Die Vize-Kandidatin der Republikaner zeigte kaum Schwächen. Biden verwies auf seine Erfahrung, Integrität und Diplomatie.

In ihrer mit Spannung erwarteten Fernsehdebatte haben sich die Kandidaten für das US-Vizepräsidentenamt, Sarah Palin (Republikaner) und Joseph Biden (Demokraten), einen lebhaften Schlagabtausch geliefert. Dabei wurden am Donnerstag (Ortszeit) vor allem bei den Themen Wirtschaft, Irak und Iran gravierende Meinungsunterschiede deutlich. Palin (44), deren Qualifikation nach jüngsten Pannen in Interviews zunehmend angezweifelt worden war, zeigte sich in dem TV-Duell in St. Louis (Missouri) über weite Strecken selbstbewusst und angriffslustig.

Alles zu den US-Wahlen

Nach zwei Tagen Nonstop-Vorbereitungen auf die Debatte auf der McCain-Ranch in Arizona stolperte Palin nur in einem Fall wirklich: Sie machte den US-Truppenkommandanten in Afghanistan zum General McClellan - er heißt eigentlich McKiernan. Im Vergleich zu den Patzern der Gouverneurin in zwei jüngsten Interviews, in denen sie beispielsweise nicht aufzulisten vermochte, was sie so alles täglich liest oder in denen sie ihre außenpolitische Erfahrung damit verteidigte, dass man von Alaska aus Russland sehen könne, allerdings nur ein kleiner Faux-Pas.

Einen Rückschlag musste Palin allerdings in Alaska hinnehmen. Ein Richter in Alaska hat es abgelehnt, parlamentarische Ermittlungen gegen sie wegen möglichen Machtmissbrauchs als Gouverneurin zu blockieren. Einen entsprechenden Antrag hatten fünf republikanische Abgeordnete des Staates gestellt. Sie machten geltend, die Ermittlungen seien parteipolitisch motiviert.

Zufriedene Republikaner
In ersten Experten-Einschätzungen hieß es, die junge Gouverneurin aus Alaska habe sich im Zweikampf mit dem erfahrenen langjährigen Senator aus Delaware (65) gut behauptet. In den Reihen der Republikaner ist man etwas beruhigt, nachdem sich in den letzten Tagen immer mehr Skepsis im Bezug auf Palin breit gemacht hatte.

Einstudierte Antworten
Palin wirkte zum Auftakt der 90-minütigen Diskussion zunächst angestrengt, gewann dann aber im Laufe der Zeit zusehends an Sicherheit. Allerdings wirkten manche ihrer Antworten nach Ansicht von Fernsehkommentatoren einstudiert. So sprach Palin oft fast atemlos, ohne Punkt und Komma, als spule sie ein Programm ab.

Streitgespräch wegen Irakkrieg
Ihr Kontrahent Biden, bekannt für bisweilen unkontrollierte Äußerungen und Wutausbrüche, hielt sich zurück und wehrte sich nur gemäßigt gegen Palins Stiche und Spitzen. Dabei kam es beim Thema Irak zum heftigsten Wortwechsel. So rieb Palin etwa Biden unter die Nase, dass er selbst anfangs für den Irakkrieg gestimmt habe und im Vorwahlkampf einmal offen angezweifelt habe, dass der demokratische Spitzenkandidat Barack Obama als Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte geeignet sei. Generell haben gravierende Unterschiede in der Wirtschafts- und Außenpolitik den Schlagabtausch geprägt.

Konflikt um Wirtschaftspolitik
Der demokratische Vize-Kandidat Joe Biden kritisierte scharf die Marktgläubigkeit des republikanische Präsidentschaftskandidaten John McCain. Dieser habe sich wie US-Präsident George W. Bush trotz der Finanzkrise für weitere Deregulierung eingesetzt und noch Stunden vor Ausbruch der jüngsten Finanzkrise von der Stärke der US-Wirtschaft geschwärmt. Zudem verteidigte Biden die Pläne des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama, die Steuern für die reichsten fünf Prozent der US-Bevölkerung zu erhöhen. Das sei ein Gebot der "Fairness". Biden beschuldigte die Regierung des Republikaners Bush in den vergangenen acht Jahren für die "schlechteste Wirtschaftspolitik, die wir je hatten", verantwortlich zu sein. Deshalb sei diese Wahl jetzt die wichtigste seit 80 Jahren.

Die Linie beider Kandidaten war von Anfang an klar. Biden versuchte immer wieder, den Blick auf die achtjährige Politik von Präsident George W. Bush zu lenken und McCain damit zu verknüpfen. "

Fünffach Mutter von nebenan
Palin ihrerseits versuchte, sich als der frische, kecke Geist zu präsentieren, als der sie in den ersten Wochen ihrer Nominierung als Vize die konservative Basis mobilisiert und das Obama-Lager verwirrt hatte. Das zeigte sich gleich am Anfang, als sie beim Händeschütteln mit Biden fragte: "Darf ich Joe zu Ihnen sagen?" Als Frau von "nebenan" trat die fünffache Mutter auf, als jemand, der weiß, welche Sorgen die Familien "am Küchentisch" plagen.

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