In den letzten 24 Stunden gaben die Rivalen Obama und McCain alles. Obama geht laut Umfragen als Favorit in den Wahltag. Angst herrscht jedoch vor dem Wahlchaos.
Barack Obama (47) und John McCain (72), hatten die letzten 24 Stunden des mit 671 Tagen längsten und 878 Millionen Dollar teuersten US-Wahlkampfes bis zum Umfallen gekämpft: In einem furiosen Finale rief Favorit Obama in umkämpften „Battleground“-Staaten wie Florida oder Virginia in die Menschenmeere: „McCain will das Staffelholz von Bush übernehmen“, warnte er. Und: „Eigentlich ist es eine Schaufel – angesichts des tiefen Loches, das die gegraben haben”.
Panik vor Chaos
Nervös war das Obama-Camp wegen dem drohenden
Chaos in den Wahllokalen: Frühwähler berichteten von grotesken Pannen. Durch
den Wähleransturm könnten Stimmzettel knapp werden, Computer crashen.
Oprahs Wahlpanne
Talkqueen Oprah Winfrey sagte schockiert, dass
der Wahlcomputer ihre Stimme nicht registriert hatte. Sie habe sich deshalb
dafür entschieden, so früh zur Wahl zu gehen, weil sie am offiziellen
Wahltag, dem 4. November, eine Show habe und befürchtete, wegen des zu
erwarteten Andrangs vor den Wahllokalen nicht rechtzeitig wieder im Studio
sein zu können, so Winfrey.
Tränen der Fans
Obama appellierte bei einem Auftritt mit
Rockbarden Bruce Springsteen vor 80.000 in Cleveland, Ohio, an des Heer
euphorischer Helfer: „Kämpft bis zuletzt! Glaubt keine Sekunde, dass die
Wahl schon gewonnen ist!”
Obama setzt auf seine „Bodentruppen“, die Wähler zu den Urnen treiben sollen: Durch die Spendenflut von total 605 Millionen Dollar unterhielt Obama 770 Wahlkampfbüros, McCain bloß 370. Erster Erfolg: Fast 40 Millionen Amerikaner gaben bereits ihre Stimme ab – laut Umfragen die meisten für Obama.
Nur einmal rutschte ihm deshalb Vorfreude raus: „Schaut so aus, als könnten wir gewinnen?“ Viele schrien in Ekstase los, anderen kullerten Tränen über die Wangen.
Siegerparty
Die Umfragen hielten bis zuletzt für Obama:
Gallup/USA Today zeigte ihn mit 53 zu 42 Prozent deutlich voran. McCain
hatte in einigen Batt-legrounds wie Ohio oder Virginia aufgeholt. „Doch er
müsste praktisch alle der acht noch umkämpften gewinnen“, winkte TV-Experte
Chuck Todd ab (Entscheidend sind bei der Kür von Präsident Nr. 44 die 538
Wahlmännerstimmen, Laut Prognose von NPR liegt Obama bequem mit 291 zu 163
Stimmen vorne. 270 sind zum Sieg nötig).
Die sich für den historischen Oval-Office-Triumph des ersten Afroamerikaners rüstenden TV-Networks hoffen sogar diesmal auf eine frühe Entscheidung: Fallen wichtige Schaukelstaaten wie Ohio und Florida für Obama, könnte bereits gegen 21 Uhr Ostküstenzeit (3 Uhr MEZ) Jubelschreie der 100.000 Fans bei Obamas Siegerparty in Chicago den Neubeginn in Amerika einleiten.
Magier McCain?
McCain hofft nach wie vor auf ein Wunder. Die
New York Post titelte mit ihm als Magier, der ein Kaninchen aus dem Hut
zaubert. Mit der Kraft der Verzweiflung raste er durch 12 Staaten in 24
Stunden. Schrill warnte er vor dem Sozialisten Obama, der Steuer erhöhen
werde und der Amerikas Sicherheit nicht garantieren könne.