McCain versucht mit „Verzweiflungsschlägen“ den Absturz in den Umfragen wegen der US-Finanzkrise zu stoppen. Damit erntet er Spott.
Republikaner-Haudegen John McCain hatte Stunden vor dem ersten TV-Duell gegen Demokratenstar Barack Obama den Wahlkampf ins totale Chaos gestürzt: Wegen der Gefahr einer neuen „Great Depression“ setzte er seinen Wahlkampf aus – und wollte Präsidenten George Bush beim Durchboxen eines 700-Milliarden-Dollar-Pakets zur Rettung wankender Finanzriesen an der Wall Street helfen. Dazu forderte er eine Verschiebung der 90-Minuten-Debatte in Mississippi, für deren Vorbereitung sich Obama sogar drei Tage lang in einem „Trainingscamp“ kaserniert hatte.
Obama übertölpelt
Obama blieb cool: „Ein Präsident
müsse die Fähigkeit haben, Dinge gleichzeitig zu tun“, sagte er. Und:
„Gerade in Krisenzeiten sollten die Wähler von den Kandidaten hören.“ Obama
fühlte sich in einem der dramatischsten Tage der US-Politik von McCain
übertölpelt. Das Protokoll: Mittwoch, 8:30 Uhr: Obama will McCain
telefonisch erreichen, um ihm eine gemeinsame Erklärung zur Finanzkrise
vorzuschlagen. 14:30: McCain ruft zurück und will eine Verschiebung der
TV-Debatte. 14:45: Noch bevor Obama reagieren kann, tritt McCain vor
TV-Kameras.
Spott für McCain
Während Republikaner McCains „Patriotismus“
huldigten, wonach er das Wohl des Landes über eigene Polit-Ambitionen
stelle, hagelte es seitens der Demokraten Hohn und Spott: McCain blieben nur
mehr „Verzweiflungsakte“, so Obama-Strategen: Denn seine Umfragewerte
stürzten schneller als der Dow-Jones-Aktienindex.
Hillary-Comeback?
Die Republikaner stecken in der Krise. Und bei
den Demokraten brodelt die Gerüchteküche. So soll Obama-Vize Joe Biden nach
dem TV-Duell mit Sarah Palin das Handtuch werfen und Hillary Clinton Platz
machen.