Venezuela
Maskierte schießen auf Anti-Chavez-Demo
08.11.2007
Es soll mindestens acht Verletzte geben. Einem unbestätigten Bericht zu Folge gibt es auch ein Todesopfer.
In Venezuela ist es rund um Studentenproteste gegen Staatschef Hugo Chavez zu einem gewaltsamen Übergriff von Maskierten auf Demonstranten gekommen. Bei dem Vorfall in der Hauptstadt Caracas hätten Unbekannte einen Mensch getötet und mindestens sechs weitere verletzt, teilte der Chef der venezolanischen Zivilschutzbehörde, Antonio Rivero, am Mittwoch mit. Die Pressesprecherin der Universidad Central de Venezuela, Maribel Dam, wies die Angaben allerdings zurück. Vier Studenten hätten Schusswunden erlitten, einer von ihnen sei operiert worden, gab sie an.
Schüsse auf friedliche Demonstranten
Der Dekan der
Medizinischen Fakultät, Rodolfo Tapa, sprach wiederum von zwei Demonstranten
mit Schusswunden, weitere hätten andere Verletzungen davongetragen oder
klagten über Atemnot. "Bewaffnete Gruppen haben auf Studenten geschossen,
die von einer friedlichen Demonstration zurückgekommen sind", sagte
Rechtswissenschafts-Dekan Jorge Pabon dem Fernsehsender "Globovision". Die
Angreifer zündeten dem Bericht zufolge einen Bus an und setzten Tränengas
ein. Für ähnliche Vorfälle in der Vergangenheit hatte die Opposition
militante Chavez-Unterstützer verantwortlich gemacht.
80.000 demonstierten gegen Verfassungs-Referendum
Vor dem Vorfall
waren rund 80.000 Menschen, zumeist Studenten, in einem Protestzug vor den
Obersten Gerichtshof in Caracas gezogen. Dort übergaben sie eine Petition
für eine Verschiebung des für Anfang Dezember geplanten Referendums über
eine Verfassungsreform. Eine vom Parlament beschlossene Neuregelung soll dem
Präsidenten mehr Macht geben. So ist vorgesehen, das Präsidentschaftsmandat
von sechs auf sieben Jahre zu verlängern und die Anzahl der möglichen
Amtszeiten nicht zu begrenzen. So könnte der erstmals 1998 gewählte
Linkspolitiker Chavez im Jahr 2012 erneut kandidieren.
Regierung will Kontrolle über Zentralbank
Die Regierung soll
ferner künftig die völlige Kontrolle über die Zentralbank erhalten. Außerdem
werden neue Formen des genossenschaftlichen Eigentums geschaffen. Bei einem
Ausnahmezustand werden in Venezuela Medienzensur und Verhaftungen ohne
Anklage möglich.
Mindestens vier maskierte Schützen
Auf dem
Universitätsgelände spielten sich dramatische Szenen der Gewalt ab:
Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AP zählten und fotografierten mindestens
vier maskierte Männer, die Demonstranten mit Pistolen bedrohten. Sie
feuerten auch Schüsse in die Menge der protestierenden Studenten. Die Männer
waren teilweise mit Skimasken vermummt, andere hatten sich T-Shirts vors
Gesicht gebunden. Während Rettungswagen herbeieilten, machte sich Panik
breit und viele Studenten flüchteten. Die Nationalgarde war vor dem
Universitätsgelände postiert, griff jedoch nicht ein. Nach venezolanischem
Recht darf die Nationalgarde das Universitätsgelände nur auf eine Bitte der
Hochschule hin betreten.