Touristen überfallen
Mehr als 100 Tote bei Unruhen in Madagaskar
29.01.2009
Die Unruhen und Krawalle dauern seit Tagen an. In einem ausgebrannten Einkaufszentrum fand die Feuerwehr mindestens 47 Leichen.
Auf der Tropeninsel Madagaskar ist die Opferbilanz nach tagelangen Protesten, Krawallen und Plünderungen nach Medienberichten auf mehr als 100 Tote gestiegen. Allein die aus einem ausgebrannten Einkaufszentrum in der Hauptstadt Antananarivo geborgenen Leichen gab die Feuerwehr am Donnerstag mit 47 an. Rund 100 weitere wurden verletzt.
Ungenaue Opferzahlen
Offizielle Angaben zur Zahl der Opfer gab es
nicht. Erstmals wurden auch Touristen in Mitleidenschaft gezogen, die am
Vortag in einem Hotel der Hafenstadt Tamatave an der Ostküste ausgeraubt
wurden. In dem Ort hatte es mindestens fünf Tote und 37 Verletzte gegeben.
In der Hauptstadt Antananarivo herrschte am Donnerstag gespannte Ruhe. Die Ausgangssperre war am Vortag um zwei Stunden von 20.00 Uhr bis 05.00 Uhr morgens verlängert worden. Militär und Polizei zeigten öffentlich Präsenz.
100 zerstörte Gebäude
Nach einer ersten Schadensbilanz
des Fernsehens wurden landesweit um die 100 Gebäude zerstört, tausende
Menschen hätten dadurch ihre Jobs verloren. Die Gendarmerie des Inselstaats
im Indischen Ozean meldete landesweit 92 Festnahmen.
Proteste
Die Krawalle waren nach regierungskritischen Protesten
zum Auftakt eines unbefristeten Generalstreiks am Montag außer Kontrolle
geraten. Die Plünderungen hatten sich zunächst gegen Einrichtungen aus dem
Firmenimperium von Präsident Marc Ravalomanana (59) gerichtet, dem der
Bürgermeister der Hauptstadt, Andry Rajoelina, Verschwendung und
anti-demokratisches Verhalten vorwirft.
Die Plünderungen hatten von der Hauptstadt aus rasch auf andere große Städte übergegriffen. Rajoelina hatte am Vortag Anweisung für die Schließung von Läden, Schulen und Verwaltungen bis zum Wochenende gegeben. Am Samstag ist erneut eine Massenkundgebung geplant. Ravalomanana zeigte sich am Donnerstag in einem Rundfunk-Interview zu Gesprächen mit seinem politischen Gegner bereit.