Natalja Estemirowa war eine bekannte Regierungskritikerin.
In der russischen Kaukasus-Republik Tschetschenien ist eine bekannte Menschenrechtsaktivistin entführt worden und wenige Stunden später tot aufgefunden worden. Wie russische Nachrichtenagenturen berichteten, wurde die Leiche der Russin Natalja Estemirowa, die erschossen wurde, am Mittwoch in der Nachbarrepublik Inguschetien nahe der Grenze entdeckt.
Estemirowa war am frühen Morgen vor ihrer Wohnung in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny unter Gegenwehr gewaltsam von mehreren Männern in ein Auto gezerrt worden. Sie war 2007 mit dem Anna-Politkowskaja-Preis ausgezeichnet worden. Das Innenministerium in Grosny kündigte eine Prüfung des Falls an. Weder die Entführung noch der Tod wurden offiziell bestätigt.
Bekannte Regierungskritikerin
Die 50-jährige Regierungskritikerin
Estemirowa, die die Nichtregierungsorganisation Memorial in Grosny der
Hauptstadt der hauptsächlich von Muslimen bewohnten Kaukasus-Republik
Tschetschenien leitete, hatte nach Angaben eines Kollegen kürzlich zum
Missfallen der örtlichen Behörden eine Hinrichtung kritisiert. Estemirowa
hatte außerdem seit 1999 Beweise über Menschenrechtsverletzungen in
Tschetschenien gesammelt. Die Aktivistin habe gerufen, dass sie entführt
werde, berichteten Augenzeugen nach dem Überfall auf die Aktivistin am
Mittwoch.
Immer wieder Schauplatz von Gewalt
Wegen
Unabhängigkeitsbestrebungen in Tschetschenien war die Region immer wieder
Schauplatz von Gewalt. Moskau hatte im April seinen Anti-Terror-Einsatz, der
mit dem Zweiten Tschetschenien-Krieg im Jahr 1999 begann, für beendet
erklärt. Experten vermuteten dahinter nicht zuletzt Sparmaßnahmen Moskaus in
Zeiten der Wirtschaftskrise.
Anna Politkowskaja war 2006 in Moskau erschossen worden. Die Journalistin gehörte zu den wenigen in Russland, die über den Feldzug der russischen Truppen in Tschetschenien kritisch berichtet und schwere Menschenrechtsverletzungen angeprangert hatten. Die Hintergründe des Mordes sind bis heute nicht geklärt.