Afghanistan

Merkels Leibwächter starb im Bombenhagel

15.08.2007

Der 31-Jährige meldete sich vorübergehen von seinem Dienst bei Angela Merkel ab, um in Afghanistan zu arbeiten.

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Einer der drei in Kabul getöteten deutschen Polizisten war einem Bericht zufolge Personenschützer von Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wie die "Bild"-Zeitung schreibt, meldete sich der 31-jährige Oberkommissar vorübergehend aus dem Kommando nach Afghanistan ab und wollte im Dezember zurückkehren. Der Beamte des deutschen Bundeskriminalamtes schützte Merkel demnach seit Jahren. Ein 34-jähriger getöteter Kollege gehörte laut "Bild" der Eliteeinheit GSG 9 der Bundespolizei an.

Insgesamt drei getötete Deutsche
Bei einem Anschlag nahe der afghanischen Hauptstadt Kabul sind drei zum Schutz des dortigen deutschen Botschafters und der Botschaft abgestellte Polizisten getötet worden. Dies bestätigte der deutsche Innenministers Wolfgang Schäuble am Mittwoch in Berlin.

Darunter sei der Leiter des Personenschutzkommandos, ein Oberkommissar des Bundeskriminalamtes (BKA), gewesen, teilte Schäuble mit. Zudem starben ein weiterer Angehöriger dieses Kommandos - ein zum BKA abgeordneter Polizeiobermeister - sowie ein Polizeiobermeister der deutschen Bundespolizei. Dieser sei beim Haussicherungsdienst der deutschen Botschaft in Kabul tätig gewesen. Ein weiterer Beamter sei verletzt worden.

Taliban bekennen sich zu der Tat
Die Taliban bekannten sich zu der Tat. Taliban-Sprecher Qari Yousuf Ahmadi sagte der Nachrichtenagentur dpa, bei dem Sprengsatz habe es sich um eine ferngezündete Mine gehandelt. Das war zuvor auch aus Sicherheitskreisen bestätigt worden. Nach Ahmadis Angaben war das Ziel allerdings ein Militärkonvoi.

In Diplomatenkonvoi
Der Polizeichef des Bezirks Bagrami südöstlich von Kabul sagte am Mittwoch, die Deutschen seien in einem Diplomatenkonvoi unterwegs gewesen, als eine am Straßenrand deponierte Bombe explodiert sei. Ein weiterer Mensch sei verletzt worden.

Augenzeugen berichteten, der Konvoi aus zwei deutschen Geländewagen sei auf einer Schotterstraße unterwegs gewesen, als die Bombe detoniert sei. Ein weißer Jeep sei völlig zerstört worden. Drei Leichen seien mit Hubschraubern abtransportiert worden. Später seien französische Soldaten mit Anti-Minengerät und US-Soldaten am Explosionsort eingetroffen. Die afghanische Polizei hielt Journalisten fern.

Keine Soldaten unter den Opfern
Deutsche Soldaten sind bei dem Attentat nach Angaben der Bundeswehr nicht zu Schaden gekommen. Es seien keine deutschen Soldaten in dem Konvoi gewesen, sagte ein Militärsprecher in Kabul. Örtliche Polizeikräfte hatten zunächst davon gesprochen, drei deutsche Soldaten seien getötet worden. Auch das Verteidigungsministerium in Berlin dementierte jedoch. Zu dem Anschlag kam es im Bezirk Bagrami, wo die deutsche Bundeswehr schon seit längerem Patrouillen durchführt.

Die Bombe wurde nach Angaben der afghanischen Polizei ferngezündet. Das Auswärtige Amt in Berlin machte zunächst keine Angaben zu dem Vorfall.

Entsetzen bei Steinmeier und Schäuble
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier reagierte mit tiefer Trauer und Entsetzen auf den blutigen Angriff: "Unsere Gedanken sind jetzt bei den Angehörigen der Opfer. Ihnen spreche ich mein tiefes Mitgefühl aus", erklärte Steinmeier in Berlin. Die Aufgabe der getöteten Polizeibeamten sei es gewesen, Leben zu schützen. "Ihre Arbeit stellte einen wichtigen Beitrag zum deutschen Engagement für den Wiederaufbau in Afghanistan dar", erklärte Steinmeier. "Die Hintermänner dieses feigen Anschlags müssen schnellstens ermittelt und bestraft werden."

Schäuble sagte, das Bundeskriminalamt werde unverzüglich Experten nach Kabul entsenden, um sich an der Aufklärung der näheren Hintergründe des Attentats zu beteiligen. "Ich verurteile den hinterhältigen Anschlag auf das Schärfste."

Trotz des tödlichen Anschlags auf die drei deutsche Polizisten hält die deutsche Regierung an ihrem Engagement für Afghanistan fest. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte am Mittwoch in Berlin, die besonderen Risiken und Gefahren, die der Einsatz mit sich bringe, bedeute nicht, dass man in den Bemühungen um eine Stabilisierung des Landes nachlassen dürfe. Ein stabiles Afghanistan sei "im ureigensten deutschen Sicherheitsinteresse". Nach Angaben von Wilhelm kamen bisher 25 deutsche Soldaten im Afghanistan-Einsatz ums Leben.

Angriff auf deutsche Botschaft im Juni
Bereits Mitte Juni war nahe Kabul ein Konvoi der deutschen Botschaft angegriffen worden. Das Auswärtige Amt hatte damals keine Einzelheiten genannt und lediglich erklärt, ein Fahrzeug sei zerstört worden. Es habe keine Verletzten gegeben, hieß es.

Die Taliban teilten auf ihrer Homepage mit, ein ausländisches Militärfahrzeug sei in Bagrami durch einen Sprengsatz von ihnen zerstört worden, neun Soldaten seien getötet worden. Opferangaben der Taliban bei Anschlägen sind meist deutlich zu hoch.

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