EU-Budgetchef
Mit Bösch erstmals Österreicher in EU-Auschuss
31.01.2007
Herbert Bösch ist neuer Chef des EU-Haushaltskontrollauschusses. Erstmals bekleidet somit Österreich einen Posten in einem EU-Auschuss.
Der sozialdemokratische Europaabgeordnete Herbert Bösch ist am zum neuen Chef des Haushaltskontrollausschusses im Europaparlament gewählt worden. Mit Bösch bekleidet erstmals ein Österreicher einen derartigen Spitzenposten in einem Ausschuss der EU-Volksvertretung. Bösch folgt in seiner neuen Funktion dem Ungarn Szabolcs Fazakas.
"Der Ausschuss wird entscheidend zur Qualität der parlamentarischen Arbeit in der Europäischen Union beitragen", sagte Bösch nach seiner Wahl. Als ersten Arbeitsschwerpunkt nannte er das Verfahren im Ausschuss zur Entlastung der gegenwärtigen EU-Kommission unter Präsident Jose Manuel Durao Barroso.
Kontrolle über EU-Budget
Der Ausschuss ist für die Kontrolle
des jährlichen EU-Budgets zuständig, das in diesem Jahr 115 Milliarden Euro
ausmacht. Bösch ist seit dem österreichischen EU-Beitritt 1995 Mitglied des
Europaparlaments. Zuletzt war er nicht nur im Budgetkontrollausschuss tätig,
sondern auch im Budgetausschuss und in der parlamentarischen
EU-Chile-Delegation. Als stellvertretendes Mitglied sitzt er außerdem im
Agrarausschuss und im Kooperationsausschuss EU-Ukraine.
Betrugsbekämpfung
Der heute 52-jährige streitbare
Vorarlberger machte 1998 von sich reden, als er die Schaffung eines
unabhängigen Amts für Betrugsbekämpfung forderte. Im Zuge des Rücktritts der
EU-Kommission 1999 wegen mehrerer Korruptionsskandale wurde die
Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF tatsächlich eingerichtet. Über Jahre hindurch
machte sich Bösch außerdem einen Namen als Kämpfer gegen den
Zigarettenschmuggel in der EU. Als einen seiner persönlich bedeutendsten
Erfolge im Rahmen seiner europäischen Laufbahn sieht Bösch die Abschaffung
der EU-Exportsubventionen für Lebendtiertransporte Ende 2005. Bösch hatte
das System bereits unter dem früheren EU-Agrarkommissar Franz Fischler
mehrfach als besonders betrugsanfällig kritisiert.
Vor seinem Wechsel ins EU-Parlament war Bösch SPÖ-Abgeordneter im Nationalrat, davor von 1989 bis 1994 Mitglied des Bundesrates. Die Wahl Böschs zum Nachfolger von Fazakas war bereits 2004 von den großen Fraktionen im EU-Parlament grundsätzlich vereinbart worden. Die Wahl erfolgte per Akklamation; Gegenkandidaten gab es keinen.
Unterschriftenfälschung
2004 wandte sich Bösch auch an OLAF,
um einen Verdacht auf Unterschriftenfälschung gegen seinen ehemaligen
Delegationskollegen und nunmehr parteifreien Abgeordneten Hans-Peter Martin
prüfen zu lassen. Der Vorwurf erhärtete sich nicht, allerdings weitete OLAF
die Untersuchungen auf Betrugsverdacht gegen Martin im Zusammenhang mit der
Verwendung der Sekretariatszulage aus. Das EU-Parlament prüft derzeit
Rückzahlungsforderungen gegen Martin.
Im Zuge der Verhandlungen um den milliardenschweren EU-Finanzrahmen für 2007 bis 2013 hatte Bösch die Sparforderung der damaligen ÖVP/FPÖ-Bundesregierung und seiner eigenen Partei vehement kritisiert. Bösch hatte mangelnden europäischen Geist beklagt und mehr Gelder für Verkehrs-, Forschungs- und Bildungsprojekte eingefordert.