Prozess in Kanada
Mohameds "Chef" droht lebenslänglich
03.02.2009
Mit ihm soll Mohamed M. Anschläge erörtert haben, nun steht Said Namouh vor Gericht. Die Wien-Connection spielt dabei eine wichtige Rolle.
Ein Terrorprozess hält Kanada derzeit im Bann: Seit Montag steht in Montreal ein Verdächtiger vor Gericht, der unter anderem wegen der Planung von Anschlägen in Österreich angeklagt ist. Es geht um Said Namouh: 36 Jahre alt, marokkanischer Einwanderer, lebte seit 2002 im Städtchen Madkinongé in Québec.
Er wurde bei einer konzertierten Aktion von kanadischen Ermittler mit Fahndern in Wien am 12. September 2007 verhaftet – dem Tag, an dem auch Mohamed M. (23) und seine Frau Mona S. (21) festgenommen wurden.
Anschläge
Namouh droht lebenslange Haft: Die kanadische
Anklagebehörde wirft dem Mann Verschwörung vor, zudem soll er an
Terroraktivitäten und Erpressungen teilgenommen haben.
Was den Fall für die heimische Justiz interessant macht, ist die Österreich-Connection: Namouh soll auch Anschläge in Wien geplant haben, wirft ihm Staatsanwalt Dominique Dudemaine vor. Ein Anklagepunkt, der in abgeschwächter Form auch Mohamed M. beim Wiener Terrorprozess zur Last gelegt worden war (und per Urteil nicht rechtskräftig bestätigt wurde).
Starthilfe
Rückblende: Kurz nach den Verhaftungen wurde bekannt,
dass Mohamed M. im Internet über Anschläge während der Fußball-EM bzw. auf
internationale Organisationen in Wien geplaudert hatte. Offenbar mit Said
Namouh – einem alten Bekannten des Wiener Islamisten. Denn laut dem Magazin
Spiegel half die in Kanada beheimatete, englischsprachige Globale Islamische
Medienfront (GIMF) Mohamed M. im Jahr 2005, eine deutschsprachige „Filiale“
der Extremisten-Plattform zu gründen. Said Namouh war führendes Mitglied der
kanadischen GIMF und dürfte anfangs als „Chef“ über M. gestanden sein.
Geld für Waffen?
Im Prozess in Kanada spielt Mohamed M.
eine wichtige Rolle: Unter anderem soll geklärt werden, ob er Namouh
tatsächlich 500 Euro zum Waffenkauf geschickt hat. Laut Wiener
Justiz-Insidern ist es unwahrscheinlich, dass neue Erkenntnisse in den
Prozess gegen Mohamed M. (Fortsetzung: 10. Februar) einfließen. Das dürfte
nur passieren, wenn in Kanada massive Beweise (etwa konkrete Anschlagspläne)
auftauchen. „In dem Fall würden wir uns natürlich überlegen, ihn nochmals
anzuklagen“, so Gerhard Jarosch von der Staatsanwaltschaft.