Dänemark
Mordkomplott gegen Mohammed-Zeichner aufgedeckt
12.02.2008
Die dänische Polizei hat einige Verdächtige seit längerer Zeit überwacht, jetzt klickten die Handschellen. Sie waren angeblich noch in einer frühen Plan-Phase.
Die dänische Polizei hat am Dienstag drei Verdächtige festgenommen, die einen Anschlag auf einen der Zeichner der Mohammed-Karikaturen geplant haben sollen. Zwei Tunesier und ein Däne marokkanischer Abstammung wurden bei Razzien in Aarhus im Westen des Landes festgenommen, wie der Polizei-Geheimdienst PET mitteilte. Nach Angaben der Zeitung "Jyllands-Posten" war ihr Karikaturist Kurt Westergaard Ziel des geplanten Attentats. Der 73-Jährige stehe seit Monaten unter Polizeischutz.
Gefahr für die nationale Sicherheit
Die beiden Tunesier
würden als Gefahr für die nationale Sicherheit aus Dänemark ausgewiesen,
sagte PET-Chef Jakob Scharf. Der 40 Jahre alte Däne werde nach einem Verhör
vermutlich zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Sicherheitskräfte
hätten in einem frühen Stadium der Anschlagspläne zugegriffen, um einen "in
Zusammenhang mit Terrorismus stehenden Mord" zu verhindern, sagte Scharf. Es
habe sich um eine vorbeugende Maßnahme gehandelt.
"Gruppen von Extremisten"
Ministerpräsident Anders Fogh
Rasmussen erklärte, der Fall zeige, dass es in Dänemark noch immer "Gruppen
von Extremisten" gebe, "die grundlegende Prinzipien nicht akzeptieren und
respektieren, auf denen die dänische Demokratie aufgebaut ist". Die Zeitung
"Jyllands-Posten" hatte die Mohammed-Karikaturen von Westergaard und
weiteren Zeichnern am 30. September 2005 veröffentlicht. Nach Drohungen
wurden die Redaktionsräume mehrfach evakuiert, vor den Büros in Aarhus und
der Hauptstadt Kopenhagen wurden Wachleute eingesetzt.
Konkrete Mordpläne
"Es gab sehr konkrete Mordpläne gegen
Kurt Westergaard", sagte Chefredakteur Carsten Juste. Der Karikaturist
erklärte auf der Website des Blattes, er fürchte natürlich um sein Leben,
wenn die Polizei von einem geplanten Attentat gegen ihn berichte. Seine
Angst habe sich jedoch in "Ärger und Verbitterung" verwandelt. Der
73-Jährige und seine Frau erhalten der Zeitung zufolge seit mehr als drei
Monaten Polizeischutz.
Karikaturen-Affäre brachte alles ins Rollen
Die
Mohammed-Karikaturen wurden später auch von anderen westlichen Zeitungen
abgedruckt und lösten Anfang 2006 wütende und teils gewaltsame
Massenproteste in der islamischen Welt aus. Westergaards Cartoon gehörte
dabei zu den am heftigsten kritisierten: Er zeigte Mohammed, der einen
Turban in der Form einer Bombe mit einer brennenden Zündschnur trägt.
"Jyllands-Posten" lehnte eine Entschuldigung an die Muslime zunächst ab und
erklärte, der Abdruck sei ein Protest gegen die Selbstzensur, die bei
Künstlern im Zusammenhang mit dem Thema Islam zu beobachten sei. Später
äußerte das Blatt Bedauern darüber, dass die Zeichnungen die muslimische
Gemeinschaft angegriffen hätten.
Das Thema werde nie zur Ruhe kommen, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des dänischen Journalistenverbandes, Fred Jacobsen, am Dienstag und nannte es abscheulich, "dass es Todesdrohungen gegen Leute gibt, einfach nur weil sie ihre Arbeit machen". Kasem Ahmad von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Kopenhagen, die die Proteste damals angeführt hatte, rief die Muslime zur Ruhe auf. Er hoffe, das sich die Aufregung von vor zwei Jahren nicht wiederhole, sagte Ahmad dem Sender TV2.
Zwei mutmaßliche Anschlagspläne aufgedeckt
In den
vergangenen Monaten deckten dänische Ermittler mindestens zwei mutmaßliche
Anschlagspläne auf. Im November wurden zwei muslimische Einwanderer und ein
Däne zu Haftstrafen verurteilt. In abgehörten Gesprächen hatten sie unter
anderem die Büros von "Jyllands-Posten" als mögliches Anschlagsziel genannt.
Im September wurden nach Geheimdienstangaben bei einer Razzia gegen
militante Islamisten acht Verdächtige festgenommen, die Verbindungen zu
ranghohen Al-Kaida-Führern hatten.