Ahmed Aboutaleb ist der erste muslimische Bürgermeister einer niederländischen Großstadt. Eine heftige politische Diskussion setzte ein.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Niederlande regiert seit Montag ein eingewanderter Muslim eine Großstadt: Ahmed Aboutaleb (47), der mit fast 16 Jahren als Sohn eines Imams aus Marokko in die Niederlande kam, wurde unter erheblichen Sicherheitsvorkehrungen in sein Amt als Bürgermeister von Rotterdam eingeführt.
Zweitgrößte Stadt
Das Rathaus der Hafenmetropole, die
mit knapp 600.000 Einwohnern nach Amsterdam die zweitgrößte Stadt des
Königreichs ist, wurde von einem Großaufgebot an Polizisten bewacht. Bei der
Sicherheitskontrolle von Teilnehmern der Zeremonie und Journalisten wurden
auch Sprengstoffspürhunde eingesetzt.
Steile Karriere
Vor dem Rathaus protestierte eine Gruppe von
Anhängern des 2002 ermordeten Rechtspopulisten Pim Fortuyn. Er hatte von
Rotterdam aus zur Bekämpfung des Islam als "feindliche Gesellschaft"
aufgerufen und eine Begrenzung der Einwanderung gefordert. Aboutaleb besitzt
bis heute auch die marokkanische Staatsbürgerschaft. Er hatte bei der
sozialdemokratischen Partei der Arbeit (PvdA) Karriere gemacht, die in Den
Haag in einer Koalition mit den Christdemokraten regiert. Zuletzt war er
Staatssekretär für Arbeit und Soziales.
Die Ernennung Aboutalebs zum Nachfolger des turnusmäßig aus dem Amt scheidenden Bürgermeisters Ivo Opstelten von der rechtsliberalen Partei für Freiheit und Demokratie (VVD) hatte im Oktober die sozialdemokratische Mehrheit im Stadtrat durchgesetzt. Der bekennende Muslim will sich nach seinen Worten für ein besseres Verständnis und Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionen und Kulturen einsetzen. In Rotterdam ist der Anteil von eingewanderten Muslimen an der Gesamtbevölkerung höher als in allen anderen niederländischen Städten. Gegenwärtig entsteht dort eine Moschee, die zur größten Europas ausgebaut werden soll.