Nach dem Tod des italienischen Ex-Premiers Silvio Berlusconi am Montag versucht seine rechtskonservative Partei Forza Italia in die Zukunft zu blicken.
Parteikoordinator Antonio Tajani kündigte bei einer Pressekonferenz am Freitag in Rom an, dass das Parteigremium demnächst einen neuen Vorsitzenden anstelle des verstorbenen Berlusconi ernennen wird. Dieser soll die Gruppierung bis zum nächsten Parteitag führen. Ein Termin für die Wahl wurde nicht bekanntgegeben.
"Wir haben unsere Polarstern verloren"
"Wir haben unseren Polarstern verloren, doch wir sind entschlossen weiterzumachen. Forza Italia wird immer die Partei von Silvio Berlusconi bleiben", sagte Tajani. Berlusconis ältere Tochter Marina habe die Nähe und Unterstützung der Familie für die Forza Italia bekräftigt, die der im Alter von 86 Jahren verstorbene Medienmogul vor fast 30 Jahren gegründet hatte. "Marina Berlusconi hat mir gegenüber die Wertschätzung, Zuneigung und Verbundenheit ihrer gesamten Familie mit der Forza Italia beteuert", sagte Tajani, der als Favorit für das Amt des neuen Vorsitzenden gilt.
Am 29. September, dem Geburtstag Berlusconis, plant die Forza Italia eine große Gedenkinitiative zu Ehren des Gründers. Bis Oktober sollen im lombardischen Wahlkreis Monza Nachwahlen für die Nachbesetzung des Senatssitzes stattfinden, der nach Berlusconis Tod vakant ist.
17.000 bei Staatsbegräbnis
Mit dem Staatsbegräbnis am Mittwoch in Mailand hatten circa 17.000 Menschen Abschied von Berlusconi genommen. Der Tag wurde zum nationalen Trauertag erklärt, was von der Opposition kritisiert wurde. Der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala lehnte indes die Forderung der Mitte-Rechts-Parteien ab, Berlusconi eine Straße in seiner Heimatstadt zu widmen. Sala erklärte, er werde sich an die geltende Regel halten, laut der mindestens zehn Jahre vergehen müssen, bevor eine Straße nach einer verstorbenen Persönlichkeit benannt werden darf.
Die Vorsitzende der oppositionellen Demokratischen Partei (PD), Elly Schlein, erklärte, ihre Gruppierung respektiere zwar die Trauer um Silvio Berlusconi, wolle sich aber nicht der "Heiligsprechung" des Ex-Premiers anschließen. "Ich habe Berlusconi nie persönlich getroffen. Mein politisches Engagement begann in der Opposition gegen Berlusconis Kurs. Wir erinnern uns an die Gesetze, die er für seine eigenen Bedürfnisse im Parlament umgesetzt hat und an seine vielen Interessenskonflikte", kritisierte Schlein.