Simbabwe
Neuauszählung der Stimmen verzögert begonnen
18.04.2008
Die Neuauszählung der Stimmen in Simbabwe begann am Samstag etwas verzögert. Unterdessen wandte sich Mugabe mit einer Rede an die Nation.
Die Neuauszählung der Stimmen der Parlamentswahl in Simbabwe ist mit Verzögerung angelaufen. In mindestens zwei Wahlkreisen habe die Überprüfung der Ergebnisse mit gut einer Stunde Verspätung gegen 09.00 MESZ begonnen. Drei Wochen nach dem Urnengang sollen die Stimmen in 23 von 210 Wahlkreisen neu ausgezählt werden. Zur Begründung hieß es, in diesen Wahlkreisen, die zumeist von der Opposition gewonnen wurden, habe es Probleme gegeben.
Die Opposition, die sich als Sieger der Wahlen vom 29. März sieht, scheiterte am Freitag mit einem gerichtlichen Einspruch. Nur wenige Stunden zuvor hatte der seit 28 Jahren regierende Präsident Robert Mugabe (84) die Opposition vor Tausenden seiner Anhänger als Steigbügelhalter für die früheren britischen Kolonialherren gebrandmarkt.
"Wir, nicht die Briten, haben die Demokratie errichtet, eine Demokratie, die Rassen- und Geschlechterdiskriminierung ablehnt und die Menschenrechte befolgt", sagte der Präsident am Freitag aus Anlass des 28. Jahrestages der Unabhängigkeit Simbabwes im Stadion von Highfield, einem Vorort der Hauptstadt Harare. In Südafrika formiert sich Protest gegen die Auslieferung von Waffen an Simbabwe, die im Hafen von Durban in einem chinesischen Frachter lagern.
Mugabe spricht von Unruhestiftern der Opposition
"Heute
hören wir, dass die Briten sagen, es gebe keine Demokratie, sondern eine
Diktatur und die Menschen werden unterdrückt", sagte Mugabe vor
tausenden Anhängern in Hinblick auf die ehemalige Kolonialmacht. Er fügte
hinzu: "Wir und nicht die Briten, sind diejenigen, die Demokratie in
unser Land gebracht haben." Den Ausgang der umstrittenen Wahlen sprach
der 84-Jährige nicht an. Er gratulierte seinem Volk jedoch zu den "friedlichen
Wahlen". Mit Bezug auf die Opposition sagte er, einige Menschen wollten
Unruhe. Diese würden von den Briten unterstützt. Die ehemalige britische
Kolonie Rhodesien war 1980 unabhängig geworden; seitdem steht Mugabe an
Staatsspitze von Simbabwe.
Katastrophale Situation im Land
Die Regierung versuche, in allen
Bereichen des Lebens die Not zu mildern, sagte Mugabe. "Wir wollen,
dass die Farmer in der Lage sind, mehr zu produzieren, damit es mehr
Lebensmittel und weniger Hunger gibt. Deshalb haben wir ihnen Traktoren und
andere landwirtschaftliche Ausrüstung gegeben", sagte Mugabe. Auch
in den Städten würde das Leiden gemildert. "Wir wissen, dass
das größte Problem die Preise sind." Die Inflation liegt
derzeit nach offiziellen Angaben bei 165.000 Prozent. Die Geschäftsinhaber
erhöhen die Preise mittlerweile mehrmals am Tag. Die Arbeitslosigkeit liegt
bei 80 Prozent. Drei Millionen Menschen haben ihre Heimat mittlerweile
verlassen, um Arbeit zu finden. Die Lebenserwartung liegt nur noch bei 36
Jahren.
Wahlergebnis noch immer nicht veröffentlicht
Die Stimmung
in Simbabwe ist zunehmend angespannt, da auch nach drei Wochen immer noch
keine Ergebnisse der Präsidentschaftswahl vom 29. März vorliegen.
Oppositionsführer Morgan Tsvangirai beansprucht den Sieg für sich, Mugabe
fordert dagegen eine Stichwahl. Auch bei der Parlamentswahl, deren
offizielles Ergebnis zunächst zugunsten der Opposition ausgefallen war, ist
nach einer von der Wahlkommission angeordneten Neuauszählung wieder alles
offen. Die Opposition in Simbabwe wirft Mugabe vor, "einen Krieg"
gegen die Bevölkerung anzuzetteln. Regierungstreue Milizen würden mit Waffen
ausgerüstet.
Südafrika will Waffenlieferung verhindern
Unterdessen
warnte der Sprecher der südafrikanischen Transportgewerkschaft SATAWU,
Randall Howard: "Wir glauben nicht, dass es im Interesse der Menschen
in Simbabwe ist, wenn Südafrika zur Drehscheibe für die Lieferung von Waffen
und Munition nach Simbabwe wird." Die in der SATAWU organisierten
Arbeiter würden verhindern, dass die Waffen-Fracht geliefert wird. Es sei "extrem
verantwortungslos", wenn die Waffen nach Simbabwe gelangten, sagte der
der Nachrichtenagentur AFP.
Auf dem chinesischen Frachter An Yue Jiang, der am Mittwoch in Durban eingetroffen war, befinden sich nach südafrikanischen Medienberichten große Mengen Munition für Kalaschnikow-Gewehre sowie tausende Granaten und Granatwerfer. China ist nach offiziellen Angaben aus Simbabwe einer der größten Investoren in dem von westlichen Ländern weitgehend isolierten südafrikanischen Staat. Die Beziehungen zwischen China und Simbabwe reichen bis in die 70er Jahre zurück.