Hunderte Tote
Neue Luftangriffe der Türkei im Nordirak
26.12.2007
Die Streitkräfte sprechen von Hunderten Toten seit Mitte Dezember. Präsident Gül lobt Zusammenarbeit mit den US-Geheimdiensten.
Die türkische Luftwaffe setzt ihre Angriffe auf mutmaßliche Stützpunkte kurdischer Aufständischer im Nordirak unvermindert fort. Allein am Mittwochmorgen wurden acht Ziele bombardiert, wie die Streitkräfte auf ihrer Website mitteilten. Dabei habe es sich um Höhlen und andere Schlupflöcher der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) gehandelt. Auch im Inland habe es Militäroperationen gegeben, hieß es weiter. Dabei seien binnen zwei Tagen elf kurdische Rebellen getötet und zwei gefangenen genommen worden.
Bombardierung unbewohnter Dörfer?
Ein Sprecher der
kurdischen Peschmerga-Einheiten im Nordirak sagte, unter anderem seien
unbewohnte Dörfer in der Provinz Dohuk bombardiert worden. Es war bereits
die dritte bestätigte Serie solcher Luftangriffe binnen zehn Tagen. Am
Dienstag teilten die Streitkräfte mit, seit Mitte des Monats seien mehr als
200 PKK-Basen im Nordirak attackiert und Hunderte Rebellen getötet worden.
Bis zu 175 kurdische Aufständische seien allein den Luft- und
Artillerieangriffen am 16. Dezember zum Opfer gefallen. Damals räumte das
türkische Militär erstmals Einsätze auf irakischem Territorium ein. Zwei
Tage später wurden für kurze Zeit auch Bodentruppen ins Nachbarland
geschickt.
USA und Irak befürchten Gefährdung der ruhigen Lage durch Angriffe
Am
vergangenen Wochenende gab es neue Angriffe. Die Streitkräfte bestätigten
eine Serie von Bombardierungen am Samstag. Berichte über weitere
Luftangriffe am Sonntag blieben vorerst widersprüchlich. Die USA und der
Irak haben die Türkei aufgefordert, größere Militäroperationen im Nordirak
zu unterlassen. Sie befürchten, dass die vergleichsweise ruhige Lage dort
gefährdet werden könnte.
Der Ministerpräsident der autonomen kurdischen Region im Nordirak, Massud Barzani, kritisierte das Vorgehen der Türkei. Die wiederholten Angriffe im Nordirak seien nicht akzeptabel, sagte Barzani am Montag vor Journalisten in Suleimaniya. "Wir können nicht hinnehmen, dass unsere Dörfer bombardiert und die Bewohner getötet werden."
Lob für Zusammenarbeit mit US-Geheimdiensten
Präsident
Abdulllah Gül lobte laut türkischer Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi die
Zusammenarbeit mit den US-Geheimdiensten im Kampf gegen die PKK. "Die Dinge
laufen zur Zeit gut", weil die Türkei und die USA Geheimdienstinformationen
austauschten, sagte Gül laut Anadolu Ajansi. "Wir sind beide zufrieden. So
soll es sein." Dies hätte bereits früher erreicht werden können, unterstrich
Gül. Anfang November hatte US-Präsident George W. Bush dem türkischen
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan Geheimdienstinformationen zur
Bekämpfung der PKK versprochen. Zuvor hatte Ankara der Regierung in
Washington Untätigkeit gegenüber den Kurdenrebellen im Irak vorgeworfen.
Schätzungsweise 3500 Kämpfer der verbotenen PKK nutzen nach der Überzeugung Ankaras den Nordirak als Rückzugsgebiet, um von dort aus immer wieder Angriffe in der Türkei zu starten. Im Kampf der PKK für die Selbstbestimmung der Kurden wurden seit 1984 mehr als 37.000 Menschen getötet.