Chaos im Libanon
Nichts geht mehr in Beirut
07.05.2008
Am 13. Mai findet in Beirut die 19. Runde zur Wahl eines Staatspräsidenten statt. Die Hisbollah hat das öffentliche Leben lahmgelegt.
Die Lage im Libanon hat sich sich sechs Tage vor der Präsidentschaftswahl weiter zugespitzt. Die libanesische Opposition unter Führung der pro-iranischen Schiitenpartei Hisbollah hat am Mittwoch das öffentliche Leben in der Hauptstadt Beirut lahmgelegt. Straßen im Stadtzentrum und zum internationalen Flughafen wurden blockiert. Die Hisbollah unterstützte damit einen Generalstreik, zu dem der Gewerkschaftsdachverband aufgerufen hatte, um gegen Preissteigerungen zu protestieren. Die Anhänger der Oppositionsparteien blockierten am Morgen mehrere Hauptverbindungen mit Sandsäcken, brennenden Autos, Reifen und Müll, sowie Betonsperren.
(c) AP
Flüge gestrichen
32 Flüge von und nach Beirut mussten
gestrichen oder verschoben werden, weil die Straße zum Flughafen
unpassierbar war, und sich auch Flughafenmitarbeiter dem Streik
angeschlossen hatten. Regierungsfreundliche Gewerkschaftsgruppen rieten
ihren Mitgliedern, den Streik zu ignorieren. Tausende Soldaten und
Polizisten wurden von der Armee an den Straßen positioniert, griffen aber
nicht ein. Schulen wurden aus Sicherheitsgründen vorübergehend geschlossen.
Der Streik weitete sich aber besonders in den schiitischen Teilen Beiruts
und in den südlichen Vororten aus, während er in den sunnitischen und
christlichen Gebieten des Libanons nicht befolgt wurde. Die Gewerkschaften
wollten mit dem Generalstreik gegen Preissteigerungen protestieren, nachdem
sie zuvor ein Angebot der Rumpfregierung, in der die Schiiten als
zahlenmäßig stärkste Bevölkerungsgruppe nicht vertreten sind, als
unzureichend abgelehnt hatten. Die Lebenskosten im Libanon waren in letzter
Zeit durch gestiegene Ölpreise in die Höhe geschossen.
Die Regierungsmehrheit um Ministerpräsident Fouad Siniora warf der Hisbollah und ihren Verbündeten vor, sie würden die Arbeiterproteste für ihre politischen Zwecke ausnutzen. Die Lage hatte sich zugespitzt, nachdem am Dienstag die Regierung den der Hisbollah nahestehenden Sicherheitschef des Flughafens entlassen hatte. Zuvor hatte die Regierungsmehrheit erklärt, die Hisbollah habe illegal Überwachungskameras für militärische Zwecke am Flughafen angebracht, und gefährde die Staatssicherheit.
13. Mai: Neuer Anlauf für Präsidentenwahl
Nach 18
Fehlschlägen soll das libanesische Parlament am 13. Mai einen neuen
Staatspräsidenten wählen. Das Amt ist seit dem Ende des Mandats von
Präsident Emile Lahoud am 24. November vakant.