Laut Südkorea handelte es sich um Raketen mit kurzer Reichweite.
Nordkorea hält die Welt mit neuen Raketentests in Atem: Knapp sechs Wochen nach seinem international scharf kritisierten Atomtest feuerte das stalinistisch geführte Land am Donnerstag südkoreanischen Angaben zufolge insgesamt vier Raketen ab. Nordkorea verschärfte damit einmal mehr die Spannungen in der Region.
Die an der Ostküste der koreanischen Halbinsel erprobten Waffen hatten den Angaben nach eine Reichweite von etwa 100 Kilometern. Einem Zeitungsbericht aus Südkorea zufolge könnte das verarmte, von Hunger betroffene und international isolierte Land in den nächsten Tagen zudem noch eine Rakete mittlerer Reichweite abfeuern. Japan verurteilte die Raketentests. Nordkorea müsse wissen, dass es sich mit derartige Aktionen selbst schade, zitierte die Nachrichtenagentur Kyodo Ministerpräsident Taro Aso.
Nordkorea hatte zuletzt neben dem Atomtest im Mai auch eine Rakete erprobt und war dafür von den Vereinten Nationen mit neuen Sanktionen bestraft worden. Experten zufolge hängt der Erfolg der Strafmaßnahmen, die vor allem Nordkoreas Waffenexporte treffen sollen, maßgeblich von China ab. Die Regierung in Peking kündigte an, einen Gesandten, Wu Dawei, nach Südkorea, Japan, Russland und in die USA zu schicken. Diese Länder und China wollen Nordkorea bei den sogenannten Sechs-Länder-Gesprächen auf dem Verhandlungsweg von dessen Atomprogramm abbringen. China setze auf Dialog, um das Ziel einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel zu erreichen, erklärte das Außenministerium in Peking. Pjöngjang findet sich jedoch nicht auf der Reiseroute des Diplomaten. Nordkorea hatte im April seinen unwiderruflichen Rückzug aus den Atomgesprächen erklärt.
USA hat Schritte gegen beteiligte Firmen angekündigt
Erst am
Dienstag hatten die USA Schritte gegen Firmen angekündigt, die mutmaßlich am
Waffengeschäft mit Nordkorea beteiligt sind. Der für die Koordinierung der
Sanktionen zuständige US-Vertreter Philip Goldberg bemüht sich derzeit in
Peking um chinesische Unterstützung. Südkorea will sich Ende Juli am Rande
einer asiatischen Sicherheitskonferenz in Thailand für ein Ministertreffen
der sechs Länder einsetzen.
Allgemein wird angenommen, dass der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-il mit der Demonstration der Stärke seine Machtbasis konsolidieren und seinen jüngsten Sohn als Nachfolger installieren will. Als Konsequenz aus den Raketen- und Atomtest erreichen nach Angaben der UNO kaum noch Lebensmittellieferungen das Land, obwohl Nordkorea mehr denn je auf internationale Hilfe angewiesen. Die Bevölkerung leidet seit Jahrzehnten Hunger.
Wirtschaftsgespräche ohne greifbares Ergebnis
Süd- und
Nordkorea beendeten unterdessen auch im dritten Anlauf ihre Gespräche über
die Zukunft ihres letzten noch verbliebenen großen gemeinsamen
Wirtschaftsprojekts ohne greifbares Ergebnis. Die nordkoreanische Seite
bekräftigte nach Angaben aus Seoul ihre Forderung nach einer massiven
Anhebung der Pachtgebühren und Löhne für die nordkoreanischen Arbeiter im
Industriepark in Kaesong in Nordkorea an der Grenze zum Süden.
Die neuerlichen Raketentests kamen nicht unerwartet. Sie könnten Teil von militärischen Routineübungen sein, sagte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Seoul. Nach südkoreanischen Angaben hatte Nordkorea im vergangenen Monat auch wegen einer Militärübung Teile der Ostküste für den Schiffsverkehr gesperrt. Das Verbot soll bis zum 10. Juli wirksam sein. Japan sei von Nordkorea darüber informiert worden.
Anti-Schiffs-Raketen des Typs KN-01
Der südkoreanische
Rundfunksender KBS berichtete unter Berufung auf Regierungsbeamte, dass es
sich bei den vier Raketen vermutlich um Anti-Schiffs-Raketen des Typs KN-01
mit einer Reichweite von 120 bis 160 Kilometern gehandelt habe. Die Raketen
seien nach dem Abschuss von einer Startanlage in der Nähe der Stadt Wonsan
etwa 100 Kilometer von der Ostküste entfernt ins Meer gestürzt.