Muskelspiele
Nordkoreas Atomtest beunruhigt die Welt
25.05.2009
Die EU, die USA, Russland und Japan haben einhellig "besorgt" reagiert. In der Nacht auf Dienstag findet daher eine Sondersitzung des Weltsicherheitsrats statt.
Zunächst hatte nach Angaben der Agentur Yonhap ein Vertreter der südkoreanischen Regierungspartei von dem Test berichtet. Der südkoreanische Präsident Lee Myung Bak habe eine Krisensitzung seines Kabinetts einberufen, meldete die Agentur weiter.
Nuklearexplosion
Südkoreas Wetteramt registrierte dem
Fernsehsender YTN zufolge ein Erdbeben, das auf eine Nuklearexplosion
hindeutete. Gleiches gab eine Erdbebenwarte in den USA zu Protokoll. Die
US-Erdbebenwarte USGS erklärte, in Nordkorea habe sich ein Beben der Stärke
4,7 ereignet. Bei Yonhap war von einem "künstlichen Beben" am
Montagmorgen die Rede. Es ereignete sich demnach in Kilju, wo bereits der
erste Atomtest stattgefunden hatte.
Atomtest
Der südkoreanische Aktienmarkt brach nach der Nachricht
ein, die Landeswährung Won verzeichnete deutliche Kurseinbußen zum Dollar.
Bei seinem ersten Atomtest im Oktober 2006 war Nordkorea nach Einschätzung
von Experten wegen technischer Schwierigkeiten nur bedingt erfolgreich
gewesen. Ende April kündigte es als Reaktion auf eine Verschärfung der
internationalen Sanktionen gegen das Land einen neuen Test an. Die
Strafmaßnahmen richteten sich gegen den Start einer nordkoreanischen
Langstreckenrakete im April.
USA sehen "Bedrohung für Frieden"
US-Präsident
Barack Obama hat den Atomtest als "Bedrohung für den internationalen
Frieden" bezeichnet. Obama kündigte eine Reaktion der internationalen
Gemeinschaft an. Das Vorgehen Pjöngjangs sei zwar keine Überraschung, aber "Grund
zu tiefer Besorgnis für alle Nationen". "Nordkoreas Versuche,
Atomwaffen zu entwickeln, ebenso wie sein ballistisches Raketenprogramm
stellen eine Bedrohung für den internationalen Frieden und die
internationale Sicherheit dar", so Obama. Die US-Regierung nahm
Konsultationen mit ihren Verbündeten auf.
EU ortet "Provokation"
Die EU-Kommission in Brüssel
hat den neuerlichen Atomtest von Nordkorea verurteilt.
EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso nannte den Atomwaffentest eine "Provokation".
EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner äußerte sich während eines
Besuchs in Thailand sehr besorgt.
Ö sieht Resolutionen verletzt
ÖVP-Außenminister Michael
Spindelegger erklärt, die nordkoreanische Führung stelle sich damit bewusst
gegen die internationale Staatengemeinschaft. Der Atomwaffentest sei eine
klare Verletzung bestehender Sicherheitsresolutionen.
Russland beunruhigt
Der russische Außenminister Sergej Lawrow
kündigte für den Abend eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrates
zu dem Atomtest an. Lawrow äußert sich "beunruhigt".
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums in Moskau setzte die
in Nordkorea erzeugte unterirdische Explosion Messungen zufolge eine Energie
von zehn bis 20 Kilotonnen frei. Die von den USA 1945 über Hiroshima
abgeworfene Atombombe hatte eine Sprengkraft von rund 15 Kilotonnen. Auch
die japanische Regierung sprach sich für eine Sondersitzung des
UN-Sicherheitsrats aus.
Kurzstreckenrakete
Nach dem Atomtest hat Nordkorea anscheinend
eine Kurzstreckenrakete zu Testzwecken abgeschossen. Eine einzelne
Boden-Luft-Rakete mit einer Reichweite von 130 Kilometern soll aus Musudan
Ri abgefeuert worden sein.