Kim Jong-il

Nordkoreas rätselhafter Despot

30.05.2009

Was treibt das Regime zu vernuftwidrigen Handlungen? Hält der kranke Diktator noch alle Fäden in der Hand?

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© Reuters
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In diesen Tagen kursieren über ihn mal wieder Namen wie "Verrückter mit der Bombe", "Zombie" oder "Dr. Seltsam": Nordkoreas 67-jährigem Machthaber Kim Jong-il wird im Westen auch schon mal Größenwahn unterstellt, weil er sich seit langem mit der Supermacht USA anlegt. Mit dem Start einer Langstreckenrakete im April und dem zweiten Atomtest am Montag brachte Nordkorea erneut die ganze internationale Staatengemeinschaft gegen sich auf.

Krankheiten
Nur zwei Tage nach dem Test stieß das Regime zudem wüste Kriegsdrohungen gegen Südkorea aus. Menschen in aller Welt fragen sich deshalb, was Kim und sein Regime eigentlich antreibt, scheinbar wider alle Vernunft zu handeln. Zugleich gilt als ungewiss, ob der von Krankheiten gezeichnete Kim überhaupt noch die volle Kontrolle in seinem Herrschaftsbereich ausübt.

Rationale Strategie
Dagegen sind Experten in der Region davon überzeugt, dass Kim im Streit um das umstrittene Atomprogramm des Landes durchaus eine rationale Strategie verfolgt. Durch die Erhöhung des Einsatzes im Atompoker glaubt Kim demnach, die USA nicht nur zum Dialog, sondern auch zu weiteren Zugeständnissen zwingen zu können. Viele sprechen auch von politischer Erpressung. Kim geht demnach davon aus, dass kein Land in der Region an einem weiteren Krieg auf der koreanischen Halbinsel Interesse hat.

Wahnhaft
Als wahnhaft dagegen gilt Kims Verlangen nach Sicherheit und seine Überzeugung, dass das verarmte und wirtschaftlich so gut wie ruinierte Land bis an die Zähne bewaffnen sein muss, um nach außen hin gegen Feinde geschützt zu sein. Den Nordkoreanern wird schon vom Kindergartenalter an ein Feindbild USA suggeriert. Auch erwecken die Drohungen mit Militäraktionen gegen Südkorea die Befürchtung, dass Nordkorea trotz waffentechnischer Unterlegenheit vor einem Krieg nicht zurückschrecken könnte. Wie die Kontrollfunktionen zwischen Regierung, dem mächtigen Militär und der Partei in dem weitgehend abgeschotteten Staat funktionieren, gilt als schwer durchschaubar.

Machtkämpfe
Hinzu kommt, dass Beobachter schon seit längerem Zeichen für Positionskämpfe zwischen den einflussreichen Kreisen sehen, die sich auf die Zeit nach Kim vorbereiten. Die Befürchtung: Das Land könnte dadurch weiter destabilisiert werden. Nordkorea könnte sich zu neuen Provokationen hinreißen lassen. Nach mehr als einem Jahrzehnt an der Spitze des stalinistischen Staates wird auch über Kims Politik oftmals nur spekuliert. Das gleiche gilt für Kims Privatleben. Das meiste, was die Außenwelt über den im Schatten des früheren Staatschefs und "Übervaters" Kim Il-sung aufgestiegenen Diktators weiß, stammt aus der unerschöpflichen Propagandamühle Pjöngjangs, die ihn als Halbgott und "Genie in Literatur, Kunst und Kriegskunst" verehrt.

Rätselhafte Person
Für viele Menschen bleibt Kim deshalb eine rätselhafte Erscheinung. Verlässliche Informationen über Kim, der einst als Lebemann galt und dem Alkohol und gutem Essen zugetan war, gibt es kaum. Während er außerhalb seines geschlossenen Machtbereichs als unberechenbare Größe gilt, charakterisierte ihn der frühere südkoreanische Präsident Kim Dae-jung als jemanden mit "gesundem Menschenverstand", der sehr wohl wisse, was in der Welt vorgeht.

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