US-Präsident Barack Obama ist am letzten Tag seines Besuches in der Türkei und seiner Europareise mit religiösen Führern zusammengetroffen.
"Großartig", sagte Barack Obama. Der Besuch der Hagia Sophia, des 1500 Jahren alten Sakralbaus im Herzen von Istanbul, der zuerst als Kirche und dann als Moschee diente und heute ein Museum ist, hatte den amerikanischen Präsidenten offensichtlich sehr beeindruckt. Beim anschließenden Rundgang durch die benachbarte Blaue Moschee war es nicht anders. Von "einem der wichtigsten Momente meines Lebens" habe der amerikanische Präsident gesprochen, sagte der Istanbuler Mufti Mustafa Cagrici, der Obama durch die Moschee begleitete.
Islamische Welt
Mit dem Besuch der beiden Bauwerke in der
Istanbuler Altstadt unterstrich Obama die Hauptbotschaft seines
Türkei-Besuchs: Er ist zu einem Neuanfang in den Beziehungen zur islamischen
Welt bereit. Das bekräftigte er auch noch einmal bei einem Treffen mit
türkischen Studenten, das live vom türkischen Fernsehen übertragen wurde. Er
trete dafür ein, den Dialog zwischen den USA und der islamischen Welt
voranzutreiben, sagte Obama.
Krieg war Fehler
Gleichzeitig distanzierte er sich von seinem
Amtsvorgänger George W. Bush - auch das war eine wichtige Botschaft in
dieser Weltgegend, in der die Amerikaner in den vergangenen Jahren vor allem
als Aggressor wahrgenommen wurden. "Der Krieg im Irak war ein Fehler", sagte
Obama klipp und klar.
Veränderungen könnten aber nicht über Nacht kommen, warnte er seine Zuhörer. Und er machte deutlich, dass er am Krieg gegen islamistische Extremisten festhalten will: "Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass wir versuchen, Bombenexplosionen zu verhindern oder Leute davon abzuhalten, Flugzeuge in Gebäude zu steuern."
EU-Beitritt der Türkei
Mit sichtlichem Vergnügen antwortete
Obama auf europäische Kritik an seiner Haltung zur türkischen
EU-Mitgliedschaft. Er stehe dazu, dass er einen türkischen EU-Beitritt für
richtig halte. Wenn die Türkei als NATO-Mitglied ihre Soldaten für die
Verteidigung des Bündnisses zur Verfügung stelle, dann habe sie auch das
Recht, den Europäern "Marillen zu verkaufen".
Klare Meinung
Von einer Studentin darauf angesprochen, dass der
französische Präsident Nicolas Sarkozy die Forderung nach einer EU-Aufnahme
der Türkei postwendend zurückgewiesen habe, sagte Obama, natürlich hätten
die USA keine Entscheidungsgewalt darüber, wer in die EU dürfe und wer
nicht. "Aber das hält mich nicht davon ab, eine Meinung zu haben."
Schließlich, so fügte er lächelnd hinzu, hätten die Europäer auch keinerlei
Probleme damit, den Amerikanern gute Ratschläge zu erteilen.
Historischer Besuch
Auch in großen Teilen der türkischen
Öffentlichkeit wurde Obamas Besuch am Bosporus begrüßt. Von einem
historischen Besuch und weltpolitisch bedeutsamen Botschaften war in den
Zeitungen die Rede. Einige Blätter druckten Obamas Rede im türkischen
Parlament vom Montag im Wortlaut ab.
Es gab aber auch Kritik. Die rechtsgerichtete Oppositionspartei MHP verbat sich Obamas Forderungen an die Türken, sie solle Christen und Kurden mehr Rechte einräumen und die Grenze zu Armenien öffnen, als "Unhöflichkeit".
Treffen mit religiösen Führern
US-Präsident Barack
Obama ist am letzten Tag seines Besuches in der Türkei und seiner
Europareise mit religiösen Führern zusammengetroffen. Er empfing in seinem
Hotel in Istanbul den Großmufti Mustafa Cagrici, den syrisch-orthodoxen
Erzbischof Yusuf Cetin, den Oberrabbiner Ishak Haleva und den
armenisch-apostolischen Erzbischof Aram Atesyan.
Strategie
Einige Zeitungskommentatoren warfen unterdessen die
Frage auf, welchen Preis die Türkei in Zukunft "für den Händedruck Obamas"
zu zahlen habe. Unter anderem wird erwartet, dass die USA eine erweiterte
Nutzung der südtürkischen Luftwaffenbasis Incirlik beantragen werden.
Incirlik ist sowohl für den geplanten amerikanischen Truppenrückzug aus dem
Irak als auch für den Nachschub für die US-Truppen in Afghanistan von großer
Bedeutung.