Republikaner dagegen
Obama kämpft um 900 Milliarden-Dollar-Paket
06.02.2009
Das US-Konjunkturpaket ist noch nicht beschlossen - die Republikaner stemmen sich dagegen. Obama kämpft mit aller Macht um die Zustimmung.
Im US-Senat hat sich das Ringen um das milliardenschwere Konjunkturpaket in der Nacht dramatisch zugespitzt. Der demokratische Mehrheitsführer Harry Reid unterbrach die Verhandlungen von Demokraten und Republikanern am späten Donnerstagabend (Ortszeit) und vertagte sie auf Freitag. Die Demokratische Partei von US-Präsident Barack Obama habe noch nicht die nötige Stimmenzahl für eine Billigung des Programms, berichtete der US-Fernsehsender CNN. Die Gespräche seien "sehr, sehr schwer". Zuvor hatte Reid angekündigt, notfalls bis zum Morgen zu verhandeln.
Republikaner wollen Volumen verringern
Die Republikaner dringen
auf eine Verringerung des zunächst mehr als 900 Milliarden Dollar (703
Milliarden Euro) umfassenden Pakets. Zugleich wollen sie einen höheren
Anteil an Steuererleichterungen. Eine Gruppe gemäßigter Demokraten und
Republikaner im Senat hatte am Donnerstag über Stunden an einer
Kompromissformel gearbeitet. Sie sollen ihre Beratungen am Freitag wieder
aufnehmen.
Obama ruft zur Einheit auf
Präsident Obama verstärkte den Druck
und rief die Republikaner zu Kompromissbereitschaft auf. "Es wird nicht
helfen, wenn wir zur derselben Politik zurückkehren, die in acht kurzen
Jahren die Staatsverschuldung verdoppelt und die Wirtschaft ins Trudeln
gebracht hat", sagte Obama am Donnerstagabend (Ortszeit) bei einer Konferenz
der Demokraten in Williamsburg (US-Staat Virginia). Steuererleichterungen
allein seien eine "Verlierer-Formel". Die Amerikaner schauten genau zu. "Sie
haben uns nicht hierher geschickt, damit wir uns mit denselben alten
Verzögerungs- und Ablenkungsmanövern verzetteln", mahnte der Präsident.
Obama wies die Kritik der Republikaner entschieden zurückgewiesen. Die Bürger hätten nicht für "künstliche Argumente" und "engstirnige Politik" ihre Stimme abgegeben. Es sei jetzt an der Zeit, Führungsstärke zu zeigen, "die der großen Aufgabe unserer Zeit gewachsen ist". Das Konjunkturpaket werde "nicht absolut perfekt" sein, räumte er ein. Untätig zu bleiben würde aber zu einer Katastrophe führen, warnte er.
Gesetz soll Mitte Februar unterzeichnet werden
Obamas Streben
hatte nach einer parteiübergreifenden Zusammenarbeit an dem Programm einen
Dämpfer erlitten, nachdem im Repräsentantenhaus kein einziger Republikaner
für die Vorlage der Demokraten gestimmt hatte. Im Senat verfügen die
Demokraten ebenfalls über eine Mehrheit von 58 zu 41 Sitzen. Es sind jedoch
60 Stimmen nötig, um die Blockade eines Votums über das Konjunkturprogramm
zu verhindern. Ursprünglich war eine Senatsabstimmung bis zu diesem Freitag
vorgesehen. Nach dem Votum der kleineren Kongresskammer muss der Entwurf
noch in Übereinstimmung mit der bereits verabschiedeten, 819 Milliarden
Dollar umfassenden Version des Repräsentantenhauses gebracht werden. Obama
will das endgültige Gesetz bis Mitte Februar unterzeichnen.
Nach heftiger Kritik aus dem Ausland hatte der Senat am Mittwoch eine protektionistische Passage des Konjunkturpakets entschärft. Eine Streichung der "Buy American"-Klausel lehnten die Senatoren zwar ab, beschlossen aber, dass alle Bestimmungen des Programms in Einklang mit internationalen Handelsvereinbarungen stehen müssen. Damit ist die Gefahr des Protektionismus der US-Wirtschaft de facto gebannt.
Bonus-Obergrenze
Am Donnerstag beschloss der Senat ein Verbot
von Bonus-Zahlungen an Topmanager von Firmen, die Hilfe aus staatlichen
Programmen gegen die Wirtschaftskrise in Anspruch nehmen. Die Senatoren
nahmen die Klausel als Anhang zum vorgesehenen Konjunkturprogramm auf. Zuvor
hatte bereits Präsident Barack Obama eine 500.000 Dollar (389.742 Euro)
Obergrenze für Gehälter von Managern von Firmen gesetzt, die Hilfe aus
öffentlichen Mitteln in Anspruch nehmen.
US-Finanzminister Timothy Geithner will US-Medienberichten zufolge am Montag ein neues Programm zu Stabilisierung des Finanzsektors vorstellen. Dabei könnte die Schaffung einer staatlichen "Bad Bank" für den Aufkauf von Ramschpapieren eine zentrale Rolle spielen. Geithner und Obama hatten zuvor wiederholt ihr Ziel betont, den Kreditfluss wieder in Gang bringen.