Der Gouverneur von Illinois wollte Obamas Senatssitz meistbietend verkaufen. Der designierte US-Präsident bestreitet eine Mitwisserschaft.
Der designierte US-Präsident Barack Obama hat eine Untersuchung über Kontakte seiner Mitarbeiter zu dem affärenbelasteten Gouverneur seines Heimatstaates Illinois angekündigt. Eine entsprechende Dokumentation über Kontakte mit dem unter schwerem Korruptionsverdacht stehenden Rod Blagojevich werde "in den nächsten Tagen" vorgelegt, sagte Obama am Donnerstag vor Journalisten in Chicago. Er sei aber "absolut sicher", dass sein Team nichts mit dem mutmaßlichen Plan des Gouverneurs zu tun hatte, Obamas frei werdenden Sitz im Senat gegen Höchstgebot zu verkaufen.
Rücktritts-Forderung
Der designierte Präsident beteuerte
erneut, dass er persönlich nichts mit dem Skandal um seine Senatsnachfolge
zu tun habe. "Ich habe nie mit dem Gouverneur über dieses Thema gesprochen",
sagte er. "Ich habe mein Team gebeten, die Fakten über jegliche Kontakte mit
dem Gouverneursamt in dieser Angelegenheit zusammenzutragen." Obama betonte,
dass die Ermittler weder mit ihm noch mit seinen Mitarbeitern in der
Angelegenheit Kontakt aufgenommen hätten. Den Gouverneur forderte er erneut
zum Rücktritt auf. Er unterstützte den Plan, seinen Senatssitz in einer
eigens anzusetzenden Nachwahl neu zu besetzen.
Gegen Kaution auf freiem Fuß
Blagojevich war am Dienstag
festgenommen und kurz danach auf Kaution wieder freigelassen worden, weil er
versucht haben soll, sein Recht auf die Ernennung von Obamas
Senatsnachfolger zu seinem eigenen Vorteil auszuschlachten. In heimlich
abgehörten Telefonaten des Gouverneurs hatten die Ermittler
Belastungsmaterial zusammengetragen.
In einem der Telefonate hatte Blagojevich Obama und dessen Team gegenüber einem unbekannten Gesprächspartner beschimpft, weil er von ihnen nichts zu erwarten habe "außer einem Dankeschön". Ursprünglich war der Gouverneur an einem Minister- oder Botschafterposten unter Obama interessiert gewesen.