Nach Haft im Iran
Österreich-Diplomat als Retter
15.05.2009
Ein österreichischer Top–Diplomat als Retter: Er half bei der Befreiung einer US-Journalistin aus dem Gefängnis im Iran. Jetzt ruht sich Roxana Saberi in Wien aus.
Es war eine geheime Befreiungsaktion mit Happy End in Wien. Um 6.16 Uhr landete die AUA-Maschine OS 872 am Flughafen Wien-Schwechat. An Bord saß Roxana Saberi (32) – mehr als drei Monate verbrachte die US-iranische Journalistin im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran.
Nach monatelangen weltweiten Protesten – 400 Personen traten für sie in den Hungerstreik – und vor allem streng geheimen diplomatischen Verhandlungen kam die ehemalige Schönheitskönigin vor fünf Tagen schließlich frei.
Österreich hilft
Drahtzieher der Befreiung war der
österreichische Botschafter in Teheran Michael Postl. Er lernte vor Jahren
den Vater der Journalistin kennen. Seit vielen Jahren kämpft Postl für die
Wahrung der Menschenrechte. Im Zuge dessen knüpfte er intensive Kontakte mit
Iranern. Diese Personen übten jetzt mit viel diplomatischem
Fingerspitzengefühl Druck auf die Behörden in Teheran aus.
Flucht nach Wien
Nach der Enthaftung organisierte Postl die
Flugtickets nach Österreich. Erst am Donnerstagvormittag informierte der
Diplomat den österreichischen Außenminister. Michael Spindelegger (ÖVP):
„Ich freue mich, dass es durch unsere Mithilfe gelungen ist, Roxana Saberi
sicher nach Wien zu bringen. Das ist auch eine ermutigende Bestätigung für
unser konsequentes Engagement im Bereich der Menschenrechte weltweit und im
Iran im Besonderen.“
Freitagfrüh ist Roxana Saberi in Wien gelandet. Gleich nach der Ankunft sprach ein Reporter der Nachrichtenagentur AP mit ihr – sie erklärt im Interview, warum sie ausgerechnet nach Österreich kam.
Saberi über ihre Reise nach Österreich:
Saberi über österreichische Hilfe:
Saberi über die Anteilnahme von Menschen weltweit:
Saberi über ihre Haftstrafe: |
Cannes
Nach der Landung in Wien stieg Roxana Saberi mit ihren
überglücklichen Eltern und ihrem Bruder in ein Taxi und fuhr in die
US-Botschaft. Die kommenden Tage wird Saberi wahrscheinlich bei Freunden in
Wien verbringen: „Ich kam nach Wien, weil es ein ruhiger Platz ist“, sagte
sie gleich nach der Landung. Ihr nächster Flug führt sie womöglich zum
Filmfestival nach Cannes. Denn dort wird ein Film vorgestellt, an dessen
Drehbuch sie mitgearbeitet hatte. Thema: Zensur im Iran.
Spionage
Saberis Fall erregte weltweit Aufsehen: Die
Journalistin – sie berichtete vor allem für BBC, aber auch für den
heimischen Sender FM4 – wurde im Iran zuerst wegen illegalen Einkaufs von
Alkohol verhaftet. Dann wiederum hieß es, sie sei Spionin, die Informationen
an den US-Geheimdienst weitergab. Dafür verurteilte sie der iranische
Richter in einem Schnellverfahren zu einer achtjährigen Haftstrafe. Anfang
der Woche wurde sie auf Bewährung freigelassen.