Islamabad schlägt eine Autonomieregelung, aber keine Unabhängigkeit für die mit Indien geteilte Himalaya-Region vor.
Pakistan könnte den seit fast 60 Jahren aufrecht erhaltenen Anspruch auf die Region Kaschmir nach den Worten von Präsident Pervez Musharraf unter bestimmten Bedingungen aufgeben. Voraussetzung sei die Annahme eines Vier-Punkte-Planes durch Indien, sagte Musharraf dem indischen Nachrichtensender New Delhi Television (NDTV) in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview. Dieser Plan sieht unter anderem eine Autonomie der zwischen Indien und Pakistan geteilten Himalaya-Region, aber keine Unabhängigkeit vor. Indien reagierte zunächst verhalten auf den Vorstoß. Der indische Außen-Staatsminister Anand Sharma sagte, Indien wolle eine friedliche Lösung des Konflikts. Grenzen könnten aber nicht neu gezogen werden.
Gemeinsame Verantwortung
Bisher beanspruchten sowohl Islamabad
als auch Neu-Delhi die Souveränität über ganz Kaschmir. Musharraf erklärte
seine Bereitschaft, den eigenen Anspruch auf Kaschmir aufzugeben und schlug
eine weit reichende Autonomie für Kaschmir vor. Gefragt, ob Pakistan bereit
sei, seinen Anspruch auf Kaschmir aufzugeben, antwortete der Präsident: "Wir
werden müssen (...) wenn es zu dieser Lösung kommt." Seine
und die indische Regierung sollten eine gemeinsame Verantwortung für das
Gebiet übernehmen, wenn diese in die Selbstverwaltung entlassen werden soll.
Offiziell hatten Islamabad und Neu-Delhi nur geringe Fortschritte bei der Beilegung der Kaschmir-Frage erzielt. Beamte von beiden Seiten sagten aber nun, man sei bei Verhandlungen im Hintergrund zwischen größtenteils im Ruhestand befindlichen Vertretern weitergekommen.
Knackpunkt der Beziehungen
Der Kaschmir-Konflikt ist der
Knackpunkt der indisch-pakistanischen Beziehungen. Zwei von drei Kriegen
führten die beiden Atommächte seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien
1947 um das Gebiet. Zu Indien gehören rund zwei Drittel der Fläche
Kaschmirs. Neu-Dehli wirft Islamabad vor, Moslem-Aufstände dort zu schüren.
Im Zuge der 1989 begonnen Rebellionen wurden rund 68.000 Menschen getötet.
Pakistan erklärte, es biete den Aufständischen lediglich diplomatische und
moralische jedoch keine materielle Unterstützung. Durch den vor zwei Jahren
begonnenen Kaschmir-Friedensprozess wurden die Spannungen zwischen Indien
und Pakistan reduziert.