Gewalt in Hebron
Palästinenser bitten Sicherheitsrat um Hilfe
05.12.2008
Nach schweren Ausschreitungen jüdischer Siedler in Hebron bitten die Palästinenser um die Entsendung einer Schutztruppe.
"Wir wollen den Sicherheitsrat um bewaffnete Truppen bitten, damit die palästinensische Bevölkerung geschützt wird", sagte der amtierende Außenminister in der Autonomiebehörde, Riad Malki. Malki warf der israelischen Armee vor, nicht alles zu tun, um die randalierenden Siedler zu stoppen. Zuvor hatten die Vereinten Nationen Israel zum Schutz der Palästinenser vor radikalen jüdischen Siedlern aufgefordert.
Schwere Ausschreitungen von radikalen Siedlern
Nachdem die
israelische Armee am Donnerstag in Hebron ein von Siedlern besetztes Haus
gewaltsam geräumt hatte, kam es zu schweren Ausschreitungen von radikalen
Siedlern. Nach Angaben von Malki wurden 30 Palästinenser verletzt, davon
fünf durch Schüsse. Ein Mann sei mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein
israelisches Krankenhaus gebracht worden. Siedler hätten fünf Häuser, zwei
Moscheen, neun Autos sowie einen Krankenwagen angezündet. Nach israelischen
Angaben wurden bei der Räumung 25 Soldaten und Siedler verletzt.
Vereinte Nationen um Hilfe gebeten
Angesichts der seit Tagen
anhaltenden Gewalt forderten die Vereinten Nationen Israel zum Schutz der
Palästinenser vor radikalen jüdischen Siedlern im Westjordanland auf. Als
Besatzungsmacht sei Israel dazu verpflichtet, das Leben, das Eigentum und
die religiösen Stätten der Palästinenser zu schützen, heißt es in einer
Erklärung des UN-Sonderkoordinators für den Nahost-Friedensprozess, Robert
Serry. Der UN-Beamte kritisierte außerdem die Schändung von Moscheen und
Grabstätten der Palästinenser. Die israelische Regierung müsse dafür sorgen,
dass sich diese Vorfälle nicht wiederholten.
"Woche der Revanche" angedroht
Israel hat aus Furcht
vor anhaltender Siedler-Gewalt seine Sicherheitskräfte in Hebron im höchste
Alarmbereitschaft versetzt. Nach Angaben von Polizeisprecher Micky Rosenfeld
sind in der geteilten Stadt 500 Polizisten im Einsatz. Zuvor hatten Siedler
in der Stadt Plakate an Hauswände geklebt, auf denen sie mit einer "Woche
der Revanche" drohen. Die Siedler-Aktivistin Nadia Meter sagte dem
ultra-nationalen Radiosender Channel 7, dass die Regierung für die Räumung
einen hohen Preis zahlen werde. Wenn sie für die Räumung eines einzigen
Hauses eine Woche benötige, werde sie niemals Erfolg haben, die Siedlungen
anzufassen, sagte sie.
"Jüdische Terroristen"
Die liberale israelische
Tageszeitung "Haaretz" bezeichnet die radikalen Siedler in einem Leitartikel
inzwischen als "jüdische Terroristen". Nach Angaben des israelischen
Fernsehsenders Channel 10 geht in Israel die Sorge vor einer "jüdischen
Intifada" um. Mit Intifada wurde bisher der Aufstand der Palästinenser
bezeichnet. Im Westjordanland sowie im 1967 besetzten arabischen
Ostjerusalem leben nach Angaben der israelischen Menschenrechtsorganisation
B'tselem rund 460.000 jüdische Siedler.
Die biblische Stadt Hebron ist seit dem Hebron-Abkommen von 1998 in zwei Sektoren geteilt, die jeweils unter israelischer und palästinensischer Kontrolle stehen. Schwer bewacht von israelischen Soldaten und Polizisten leben in der größten Palästinenser-Stadt im Westjordanland rund 800 radikale und gewaltbereite Siedler unter 200.000 Palästinensern.