Nach Angriffen
Palästinenser legen Friedensgespräche auf Eis
02.03.2008
Nach den 76 Toten bei Luftangriffen der israelischen Armee auf Büros der Hamas brechen die Palästinenser die Friedensgespräche ab.
Wegen der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten haben die Palästinenser die Friedensgespräche mit Israel auf Eis gelegt. "Die Verhandlungen werden ausgesetzt, weil wir so viele Bestattungen haben", sagte der Unterhändler Saeb Erekat am Sonntag der Nachrichtenagentur AP.
Ungeachtet aller internationalen Appelle eskaliert die Gewalt im Gaza-Streifen weiter. Bei den blutigsten Kämpfen seit mehr als vier Jahrzehnten wurden am Wochenende 74 Palästinenser und zwei israelische Soldaten getötet. Israel will seine Militärschläge fortsetzen. Auch militante Palästinenser feuerten nach Armeeangaben Dutzende Kassam-Raketen sowie drei Grad-Raketen ab, die auch weiter von der Grenze entfernt gelegene Städte wie Ashkelon treffen können. Der UN-Sicherheitsrat forderte beide Konfliktparteien am Sonntag in New York auf, dem Blutvergießen ein Ende zu setzen.
Gewalt auch im Westjordanland
Unterdessen griff die Gewalt auch
auf das Westjordanland über. Bei Palästinenser-Protesten in Hebron töteten
israelische Soldaten einen 13 Jahre alten Jugendlichen. Angesichts der
höchsten Opferzahlen seit dem Sechstagekrieg von 1967 setzte Präsident
Mahmoud Abbas die erst im Jänner begonnenen Friedensgespräche mit Israel
aus. Zur Versorgung der mehr als 250 Verwundeten öffnete Ägypten erstmals
wieder seinen Grenzübergang zum Gaza-Streifen in der Stadt Rafah.
Beim Raketen-Beschuss auf den Süden Israels wurden nach Angaben der israelischen Streitkräfte drei Häuser getroffen, darunter eines in Ashkelon. Fünf Menschen seien bei den Angriffen leicht verletzt worden, teilte der Rettungsdienst mit. Kämpfer der Hamas hatten bereits am Samstag mehr als 50 Raketen auf Südisrael abgefeuert.
Internationale Besorgnis
Die internationale Gemeinschaft
reagierte mit Besorgnis. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon erkannte zwar das
Recht Israels auf Selbstverteidigung an, kritisierte aber zugleich eine
"unangemessene und überzogene Gewaltanwendung". Alle Parteien sollten sich
wieder dem Friedensprozess zuwenden, forderte er.
Die USA riefen beide Seiten zum Dialog auf. Die Gewalt müsse aufhören und die Verhandlungen müssten wieder aufgenommen werden, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Gordon Johndroe, am Sonntag in Crawford. US-Außenministerin Condoleezza Rice soll am Montag zu einer neuen Vermittlungsmission in den Nahen Osten reisen.
Appell vom Papst
In einem eindringlichen Appell forderte auch
Papst Benedikt XVI. die israelische und palästinensische Führung auf, die
Spirale der Gewalt im Gaza-Streifen zu beenden - "einseitig und
bedingungslos". Leider hätten die Spannungen zwischen Israel und dem
Gaza-Streifen in den vergangenen Tagen ein noch schwerer wiegendes Ausmaß
erreicht, sagte er laut Kathpress am Sonntag zu Mittag nach dem Angelusgebet
auf dem Petersplatz. "Nur im absoluten Respekt gegenüber dem menschlichen
Leben, auch dem des Feindes, kann man der jungen Generation der Völker, die
beide ihre Wurzeln im Heiligen Land haben, die Hoffnung auf Frieden und
Zusammenleben vermitteln."