Morddrohungen
Pamuk sagt Deutschlandreise ab
30.01.2007
Unter dem Eindruck massiver Drohungen hat der türkische Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk eine Reise nach Deutschland kurzfristig abgesagt.
Pamuks Verlag hat die Absage seiner Auftritte in Berlin, Köln, Hamburg, Stuttgart und München bestätigt, berichtet der "Kölner Stadtanzeiger". Offenbar sehe sich der Schriftsteller konkret gefährdet.
Polizeiverhör
Einer der mutmaßlichen Drahtzieher des Mordes
an dem armenisch-türkischen Journalisten Hrant Dink hatte Pamuk in der
vergangenen Woche gedroht. "Orhan Pamuk soll bloß Vernunft annehmen", rief
Yasin Hayal nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi, als er
am 24. Jänner in Istanbul dem Haftrichter vorgeführt wurde. Hayal soll im
Polizeiverhör zugegeben haben, den minderjährigen Ogün Samast zu dem Mord an
Dink aufgestachelt und ihm auch die Tatwaffe besorgt zu haben.
Pamuk ist bei militanten türkischen Nationalisten verhasst, weil er öffentlich von der Ermordung von einer Million Armeniern durch die Türken im Ersten Weltkrieg gesprochen hatte. Ein Prozess gegen den Autor wegen angeblicher "Beleidigung des Türkentums" war vor einem Jahr eingestellt worden.