Dialog

Papst trifft Bartholomaios I.

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Der dritte katholisch-orthodoxe "Gipfel" im Phanar steht im Zeichen der Wiederaufnahme des theologischen Dialogs.

Zum ersten katholisch-orthodoxen "Gipfel" seit 2004 wird Papst Benedikt XVI. nächste Woche im Phanar in Istanbul, dem Sitz des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., erwartet. Das Oberhaupt der orthodoxen Christenheit hatte vor zweieinhalb Jahren auf Einladung von Johannes Paul II. an den Feiern zum römischen Peter-und-Paul-Patronatsfest im Petersdom teilgenommen. Nun erwidert Benedikt diesen Besuch und feiert das Andreas-Fest zusammen mit dem Patriarchen. (Der Papst gilt als Nachfolger des Apostels Petrus, der Patriarch von Konstantinopel als jener des Apostels und Petrus-Bruders Andreas.)

Der bevorstehende Gipfel ist der neunte seit dem historischen Bruderkuss von Paul VI. und Athenagoras I. im Jänner 1964 in Jerusalem und der 1965 erfolgten Aufhebung des Bannspruchs, den Rom und Konstantinopel im Jahr 1054 gegeneinander verhängt hatten. Er ist der dritte im Phanar: 1967 war Paul VI. in die Türkei gereist, 1979 Johannes Paul II.

Seit Jahren stockender Dialog
Im Phanar vereinbarte Johannes Paul II. mit Patriarch Dimitrios I. 1979 die Aufnahme des katholisch-orthodoxen theologischen Dialogs. Die Arbeiten der gemeinsamen Dialogkommission kamen jedoch im Jahr 2000 völlig zum Stillstand und wurden im vergangenen September auf Initiative von Bartholomaios wieder aufgenommen. Für Benedikt XVI. ist die Ökumene mit der Ostkirche ein besonderes Anliegen. Man kam überein, sich auf zentrale ekklesiologische Themen zu konzentrieren, insbesondere die Frage des Primats.

Bereits bei seinem Österreich-Besuch 2004 hatte Bartholomaios mehrere Initiativen für einen "brüderlichen Dialog" über das Verständnis des Papstamtes vorgeschlagen. Bei der Verleihung des theologischen Ehrendoktorats der Grazer Universität war der Patriarch auf die Stellung des Bischofs von Rom in der Gesamtkirche vor der Trennung vor fast einem Jahrtausend eingegangen, nämlich als "Erster an Ehre unter uns und Vorsitzender der Liebe", wie Patriarch Athenagoras 1967 Paul VI. bei dessen Besuch im Phanar genannt hatte.

Knackpunkt Unfehlbarkeitsanspruch
Der trennende Unterschied liege in der Auffassung über das Papstamt und dessen (1870 proklamierten) Unfehlbarkeitsanspruch. Die orthodoxen Kirchen würden, wie Bartholomaios I. versichert hat, den Bischof von Rom auch heute - so wie in der Zeit der Einheit im ersten Jahrtausend - als "primus inter pares" (Erster unter Gleichen) anerkennen, aber eine jurisdiktionelle Gewalt des Papsttums über die gesamte Christenheit sei für sie unannehmbar.

Kurienkardinal Walter Kasper, Präsident des vatikanischen Rates für die Einheit der Christen, hat bedauert, dass bei der bevorstehenden Türkei-Reise des Papstes die "ökumenische Spitzenbegegnung" in den Hintergrund zu geraten scheine. Statt des Treffens zwischen Benedikt XVI. und dem Ökumenischen Patriarchen stünden interreligiöse Probleme mit dem Islam und Europa-Fragen im Vordergrund der Berichterstattung, dennoch hoffe er, dass das Treffen des katholischen mit dem orthodoxen Kirchenoberhaupt " neuen Elan, neue Ermunterung und Hoffnungen" in die ökumenischen Beziehungen bringe. Auch die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung ist vorgesehen. Zwar seien sich Katholiken und Orthodoxie in vielen Punkten nahe, es gebe aber weiter gravierende Probleme, etwa die Rolle des Papst-Primats.

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