Pilgerreise
Papst warnt vor "korrumpierter" Religion
09.05.2009
Für eine Harmonie zwischen Christen und Muslimen versucht der Papst auf seiner Reise nach Jordanien Stimmung zu machen. Auch das "unzertrennliche Band" zwischen Kirche und jüdischem Volk war Thema der Ansprache von Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Pilgerbesuch in Jordanien für Harmonie zwischen Christen und Muslimen geworben und frühere Missverständnisse zwischen den Religionen bedauert. Auch Christen und Juden sollten gemeinsam für den Frieden in der Welt wirken, sagte Benedikt XVI. am Samstag bei der früheren Moses-Basilika auf dem Berg Nebo. Das katholische Kirchenoberhaupt sprach von einem "unzertrennlichen Band zwischen der Kirche und dem jüdischen Volk", wie es die alte Pilgertradition zu den Heiligen Stätten bezeuge.
Spannungen erwähnt
Was es in der Vergangenheit an Spannungen
zwischen Anhängern verschiedener Religionen gegeben habe, könne nicht
geleugnet werden, sagte Benedikt bei der Grabesmoschee des ehemaligen Königs
Hussein in Amman. Der oberste Berater von König Abdullah II. in
Religionsfragen, Prinz Ghazi ben Mohammed, dankte dem Papst für seine
Klarstellung nach den umstrittenen Regensburger Äußerungen im Herbst 2006,
die heftige Proteste in der muslimischen Welt ausgelöst hatten. Benedikt
hatte damals aus einem mittelalterlichen Werk zitiert, in dem einige Lehren
des Propheten Mohammed als "böse und unmenschlich" bezeichnet wurden. Der
Papst äußerte später sein Bedauern und distanzierte sich von den Passagen.
Auslöser für Gewalt
"Oft ist es die ideologische
Manipulation der Religion, die - manchmal mit politischen Zielen - der
eigentliche Auslöser für Spannung und Spaltung und mitunter sogar auch für
Gewalt in der Gesellschaft ist", erklärte Benedikt. Dagegen könnten Christen
und Muslime die Herausforderung anpacken, "gemeinsam alles zu suchen, was
gerecht und richtig ist", sagte der Papst.
Berg Nebo
Auf dem für beide Religionen wichtigen Berg Nebo setzte
sich der Papst dafür ein, dass Christen und Juden gemeinsam "in
gegenseitigem Respekt alle Hindernisse für eine Versöhnung überwinden". Das
sei der Dienst für den Frieden, "zu dem Gottes Wort uns aufruft", sagte er.
"Korrumpierte Religion"
Am zweiten Tag seiner
einwöchigen Pilgerreise warnte der Papst auch vor einer "korrumpierten"
Religion. "Religion wird entstellt, wenn sie in den Dienst der Ignoranz oder
des Vorurteils, der Verachtung, der Gewalt und des Missbrauchs gepresst
wird", mahnte Benedikt bei der Segnung des Grundsteins der Universität des
Lateinischen Patriarchats in Madaba.
Weiterer Verlauf
Am Sonntag wollte der Papst unter anderem die
Stelle am Jordan besuchen, an der der Überlieferung nach Jesus getauft
wurde. Auch eine Messe im Stadion von Amman stand auf dem Programm. Am
Montag reist Benedikt XVI. nach Israel weiter.