Trotz der Rückendeckung der CSU-Spitze für den bayerischen Ministerpräsidenten tut es der Landrätin "weh zu sehen, wie so ein Mann sich selbst demontiert".
Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli bleibt ungeachtet der Rückendeckung der CSU-Spitze für Edmund Stoiber bei ihrer Kritik am bayerischen Ministerpräsidenten. "Er hat nicht mehr den Rückhalt in Bayern nach den jüngsten Umfragen - 62 Prozent der bayerischen Bevölkerung möchten, dass er nicht mehr antritt", sagte Pauli am Montag. Bisher hätten die Kandidaten der CSU stets höhere Popularitätswerte als die Partei gehabt. Dies sei nun anders. Stoiber wäre den Bürgern im Wahlkampf nur schwer zu vermitteln.
Mitgliederbefragung gefordert
"Es tut weh zu sehen, wie so
ein Mann sich selbst demontiert", fügte Pauli hinzu. Zuvor hatte sich
die Führung der CSU in München einstimmig dafür ausgesprochen, mit CSU-Chef
Stoiber über 2008 hinaus "die erfolgreiche Politik in Bayern"
fortzusetzen. Stoiber selbst wertete das Votum als Ende der Personaldebatte
und Regierungsauftrag. Pauli will den Spitzenkandidaten für die Landtagswahl
im kommenden Jahr durch eine Urwahl ermitteln, die Parteimitglieder also
einbeziehen. "Die Mitglieder, überhaupt die ganze Partei wurde bislang
nicht gefragt", sagte Pauli. Stoiber habe nur die Unterstützung des
engsten Führungskreises.
Stoiber will sich nach einem Zeitungsbericht schon in den nächsten Tagen mit Pauli zu einem Gespräch unter vier Augen treffen. Wie der "Münchner Merkur" berichtet, hat Stoibers Büro der CSU-Kommunalpolitikerin bereits einen konkreten Termin zu einem Gespräch in München angeboten. Das Treffen soll in Stoibers Büro in der CSU-Parteizentrale stattfinden. Eine anschließende Pressebegegnung sei nicht vorgesehen, hieß es. Pauli habe den Termin ihrerseits noch nicht bestätigt.
Opposition in Kritik geeint
Auch die bayerische Opposition
sieht CSU-Chef Stoiber weiter in der Krise. "Die Treueschwüre aus der
Reihe seiner eigenen Partei klingen wie Durchhalteparolen für einen
Fußballtrainer, der kurz vor der Entlassung steht", erklärte die
bayerische Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper. Stoiber halte sich nur
noch im Amt, weil kein Nachfolger bereit stehe. Der designierte
Generalsekretär der bayerischen FDP, Martin Zeil, kritisierte die
Rückendeckung des CSU-Präsidiums für Stoiber als mutlos. Sie sei jedoch
wenig überraschend, da von den Führungsgremien der Christsozialen "keine
revolutionären Akte zu erwarten" seien, sagte der FDP-Politiker.
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil bezeichnete Stoiber als Auslaufmodell: "Die bayerische SPD wird natürlich klarmachen, dass Stoiber tatsächlich anfängt, auszulaufen." Auch der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Oskar Lafontaine, vertrat die Ansicht, Stoiber sei im Moment am Wackeln. "Das sieht man", sagte er.