Die CSU-Landrätin gab nun zu, dass sie den Vorschlag vom Kabarettisten Erwin Pelzig übernommen hat. Stoiber sieht das Politische Ende der CSU voraus.
Die parteiintern heftig kritisierte CSU-Landrätin Gabriele Pauli hat eingeräumt, ihren provokanten Vorschlag zur Ehe auf Zeit von einem Kabarettisten übernommen zu haben. Zuvor hatte der fränkische Kabarettist Frank-Markus Barwasser, bekannt unter dem Künstlernamen Erwin Pelzig, Anspruch auf Urheberschaft des Vorstoßes der Bewerberin um den CSU-Vorsitz erhoben. "Frau Pauli hat bei mir geklaut", sagte er der Münchner "Abendzeitung". Er habe sein Ehemodell bereits 2004 erstmals vorgestellt.
Vorschlag geht auf Radio-Sketch zurück
Pauli bestätigte am
Freitag im ARD-Morgenmagazin, dass ihr Vorschlag, Ehen zunächst auf sieben
Jahre zu befristen, tatsächlich auf einen Radio-Sketch des Kabarettisten
zurückgeht: "Das ist seine Idee gewesen", sagte die CSU-Politikerin. Sie
schätze Pelzigs fortschrittliche Gedanken auf dessen bayerische Art, fügte
sie hinzu. Der Kabarettist erklärte, er sei von Paulis Vorgehen begeistert:
"Eine Politikerin lässt sich von einem Kabarettisten inspirieren", sagte
Barwasser. Normalerweise laufe es umgekehrt.
Scharfe Kritik
Dagegen erntete die Fürther Landrätin von der
CSU-Spitze erneut scharfe Kritik. Der designierte neue bayerische
Ministerpräsident Günther Beckstein sagte der "Passauer Neuen Presse": "Wenn
es als kabarettistische Einlage gedacht war, dann war es eine peinliche
Niveaulosigkeit." Sollte Pauli es ernst meinen, richte sie sich vollkommen
gegen Grundüberzeugungen der CSU.
Stoiber sieht Ende der CSU
Der scheidende Ministerpräsident und
Parteichef Edmund Stoiber nannte Paulis Vorstellungen im Deutschlandradio
Kultur "eine abstruse Hippiemeinung von irgendeiner Persönlichkeit, die sich
wohl nicht mehr unter Kontrolle hat". Pauli werde auf dem CSU-Parteitag bei
der Vorsitzenden-Wahl "so wenig Stimmen bekommen, wie noch nie ein Kandidat
für ein Parteiamt", sagte er voraus. Auch habe Pauli alle Chancen verspielt,
wieder in den Parteivorstand gewählt zu werden, dem die Landrätin seit 18
Jahren angehört. Pauli werde "absolut hochkant aus dem Vorstand rausfliegen,
gar keine Frage", sagte Stoiber voraus.
Österreicherinnen gespalten
Die Wiener Scheidungsanwältin
Ursula Xell-Skreiner findet den Vorschlag herrlich. "Ich sage das schon
seit Jahren immer wieder im Spaß, wobei ich für eine 20-Jahres-Regel wäre",
so die Juristin. Für die niederösterreichische Scheidungsanwältin Kristina
Köck ist der Vorstoß unseriös: "Nicht, weil mir durch so
eine Zeitregelung mein Geschäft als Scheidungsanwältin verloren gehen würde,
sondern vor allem aus moralischen Gründen. Der Sinn der Ehe wäre damit doch
völlig ad absurdum geführt", so die Hollabrunnerin.