Sie sind erzkonservativ - und nehmen den Missionsgedanken der Kirche Ernst: Die Piusbruderschaft will nun Bischöfe bekehren.
Die erzkonservative Pius-Bruderschaft will die Bischöfe in Deutschland zur katholischen Tradition bekehren. Die "Profillosigkeit" der Kirche müsse ein Ende haben, forderte der Distriktobere Pater Franz Schmidberger am Donnerstag in Stuttgart. Die Priesterbruderschaft St. Pius X. lehnt die Öffnung der Kirche zur Moderne im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) ab. Der Papst hatte den Zweiten Vatikanischen Konzil am Donnerstag als "Meilenstein" in den Beziehung zwischen Juden und Katholiken bezeichnet. Benedikt hatte die vier Ende Jänner teilrehabilitierten Bischöfe der Traditionalisten aufgerufen, sich zu diesem Reformkonzil zu bekennen.
"Rückkehr zu ureigenen Werten"
In einem Brief an
alle deutschen Bischöfe schlug Schmidberger einen Dialog der Bruderschaft
mit offiziellen Vertretern der Bistümer vor. Darin solle es um eine
"Rückbesinnung der Kirche auf ihre ureigenen, überlieferten Werte und
Wurzeln" gehen. Die Deutsche Bischofskonferenz wollte sich am Donnerstag
nicht dazu äußern.
"Die verwässerte Verkündigung von 30 Jahren zeigt ihre Früchte", erklärte Schmidberger. "Das Glaubenswissen der Katholiken ist auf einem nie gekannten Tiefpunkt angelangt. Viele Gläubige wissen nicht einmal mehr, was die Kirche an Ostern oder Pfingsten feiert. (...) Der Gottesdienstbesuch nimmt überall dramatisch ab, ebenso kirchliche Eheschließungen und Taufen. (...) Wenn diese Entwicklung anhält, muss man sich ernstlich fragen, ob die katholische Kirche in Deutschland nicht bald zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken sein wird."
Papst Benedikt XVI. hatte die Exkommunikation von vier Bischöfen der traditionalistischen Pius-Gemeinschaft Ende Jänner wieder aufgehoben. Kurz danach war bekanntgeworden, dass einer der Bischöfe, der Brite Richard Williamson, in einem Interview den Holocaust geleugnet hatte, was er bisher auch noch nicht zurücknahm. Dies führte weltweit zu Empörung und Protesten.