Böse Worte
Weiter Kritik an Polanski-Festnahme
01.10.2009
Wie jetzt bekannt wurde, zahlte Star-Regisseur Polanski in der Schweiz sogar Steuern.
Die Kritik an der Festnahme von Star- Regisseur Roman Polanski reißt nicht ab. Auch zum Auftakt des Filmfestivals Cologne Conference gab es böse Worte in Richtung der Schweizer Behörden. Das Land sei nun wirklich nicht dafür bekannt, dass es zum Beispiel jeden Wirtschaftskriminellen rigoros ausweise, kritisierte Gründungsdirektor Lutz Hachmeister. Nun wolle sie mit der Verhaftung des 76-jährigen Regisseurs offenbar ein Exempel statuieren, um ihre Rechtsstaatlichkeit unter Beweis zu stellen. Polanski sollte bei der Cologne Conference eigentlich mit dem Filmpreis Köln ausgezeichnet werden.
Am Samstag verhaftet
Die Behörden in der Schweiz hatten Polanski
am Samstag auf Bitten der USA hin verhaftet. Der Oscarpreisträger soll
dort vor 32 Jahren mit einer 13-Jährigen geschlafen haben - was in
Kalifornien als Vergewaltigung gilt. Er soll nun an die US-Behörden
ausgeliefert werden.
Steuern bezahlt
In der Schweiz wurde unterdessen bekannt, dass
Polanski dort in der Vergangenheit Steuern zahlte. Das bestätigte die
Gemeinde Saanen dem "Tages-Anzeiger". Polanskis Wohnung in einem luxuriösen
Chalet in Gstaad habe einen Wert von 1,6 Millionen Franken (1 Million
Euro). Somit bezahle der französisch-polnische Doppelbürger eine Grundsteuer
von 2.392 Franken (1.576 Euro).
Kampf gegen Auslieferung
Polanski hat angekündigt, mit allen
Mitteln gegen
seine Auslieferung kämpfen zu wollen. Helfen soll ihm dabei der
US-amerikanische Star-Anwalt Reid Weingarten. Der Jurist gilt als
Strippenzieher in Washington und ist ein enger Freund von
Generalstaatsanwalt Eric Holder. Unterstützung erhält Polanski zudem von
zahlreichen Freunden, Kollegen und auch von Politikern. Viele von ihnen
fordern eine bedingungslose Freilassung des 76-Jährigen.
Die anfängliche Empörung in der französischen Regierung über die Festnahme von Polanski ist moderaten Tönen gewichen. Zunächst hatte Außenminister Bernard Kouchner den Zugriff der Behörden als "ein bisschen link" bezeichnet. Am Donnerstag ruderte er zurück. "Niemand steht über dem Gesetz", sagte er in einem Interview mit Radio Moskau.
Film-Boykott
Eine US-Organisation zum Schutz von Opfern
sexuellen Missbrauchs hat zu einem Boykott von Filmen Polanskis aufgerufen.
Unterstützung für Polanski laufe auf die Unterstützung von Verbrechen von
Sexualtätern hinaus, erklärte das Netzwerk SNAP, das sich für von ranghohen
Geistlichen missbrauchte Menschen einsetzt.
Wo Polanski, in Auslieferungshaft sitzt, war auch am Donnerstag nicht bekannt. Der Sprecher des Bundesamts für Justiz, Guido Balmer, sagte auf Anfrage der AP, der Haftvollzug geschehe nach kantonalen Vorschriften - "ob in Zürich oder in einem andern Kanton". Das Bundesamt habe damit nichts zu tun.