EU-Afrika-Gipfel
Politiker nehmen Beratungen auf
07.12.2007
Die Staats- und Regierungschefs von 27 Staaten der EU und 53 Ländern Afrikas beginnen am Samstag die offiziellen Verhandlungen beim EU-Afrika-Gipfel in Lissabon, der bis Sonntag dauert.
Die Staats- und Regierungschefs von 27 Staaten der EU und 53 Ländern Afrikas haben am Samstag die offiziellen Verhandlungen beim EU-Afrika-Gipfel in Lissabon aufgenommen. Seitens der EU ist von einem "Neuanfang" der Beziehungen die Rede. Eine "Gemeinsame EU-Afrika-Strategie" und ein "Aktionsplan" sollen die Partnerschaft auf neue Beine stellen. Österreich ist durch Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) und Außenministerin Ursula Plassnik (V) vertreten. Der Gipfel dauert bis Sonntag.
"Partnerschaft auf Augenhöhe"
Diese "Partnerschaft
auf Augenhöhe" wird künftig mehr als nur Entwicklungshilfe bedeuten, heißt
es aus Brüssel. Österreich will insbesondere die Themenschwerpunkte
Klimaschutz, Energie und Gesundheit ins Treffen führen. Außerdem stehen
sowohl für Gusenbauer als auch Plassnik zahlreiche bilaterale Begegnungen am
Programm. Der umstrittene Einsatz des Bundesheeres im Rahmen der geplanten
EU-Truppe EUFOR im Tschad soll hingegen nur am Rande zur Sprache kommen.
Zukunft ohne Kernkraft
Das Paradigma der Nachhaltigkeit soll aus
österreichischer Sicht auch in Energie- und Klimafragen zum Tragen kommen.
So will der Bundeskanzler in Lissabon auch klarstellen, dass die Kernkraft
für Österreich kein Weg für die Zukunft ist. Zumal gerade in Afrika
alternative Möglichkeiten zur Energiegewinnung und damit für einen
klimafreundlichen Entwicklungsweg gegeben seien.
Mehrere bilaterale Gespräche Gusenbauers geplant
Entwicklungspolitisch
will sich Österreich daher in Lissabon zum gemeinsamen EU-Ziel, die
Aufwendungen für Entwicklungshilfe bis 2010 auf 0,51 Prozent des
Bruttonationaleinkommens (BNE) zu erhöhen, bekennen. In bilateralen Treffen
- geplant sind von Gusenbauer Gespräche mit hochrangigen Vertretern aus
Algerien, Angola, Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste), Guinea-Bissau,
Mauretanien, Mosambik, Nigeria, Senegal, Südafrika, Sao Tome und Principe,
Uganda sowie mit dem Vorsitzenden der Afrikanischen Union (AU), Alpha Oumar
Konare - sollen aber auch Fragen der wirtschaftlichen Kooperation erörtert
werden, etwa auf dem Gebiet des Tourismus.
UNO-Sicherheitsrat soll reformiert werden
Außerdem will sich
Österreich für eine Reform des UNO-Sicherheitsrats und eine verstärkte
Repräsentation Afrikas in diesem Gremium stark machen. Detail am Rande:
Österreich bewirbt sich bekanntlich selbst um einen nicht-ständigen Sitz im
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen für 2009/10.
Plassnik stellt österreichische Initiativen vor
Außenministerin
Plassnik wird am Samstagnachmittag (17.00 MEZ) auch über die Erkenntnisse
der Westafrika-Konferenz sprechen, die Anfang November in Ouagadougou
(Burkina Faso) stattfand. "Erste konkrete österreichische Initiativen liegen
bereits vor. Die Ergebnisse werden wir mit Mohamed Chambas, dem
Kommissionspräsidenten der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft, und
Joao Cravinho, dem portugiesischen Staatssekretär, präsentieren."
Klaus kritisiert EU-Reformvertrag
Der tschechische
Staatspräsident Vaclav Klaus hat den EU-Reformvertrag, der auf dem kommenden
EU-Gipfel in Lissabon von den Staats- und Regierungschefs der EU
unterzeichnet werden soll, heftig kritisiert. "Der europäische
Verfassungsvertrag (Reformvertrag, Anm.) ist meiner Meinung nach ein Unglück
für Europa", betonte er in einem Interview mit der tschechischen
Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" (Samstag-Ausgabe).
Deswegen werde er nicht nach Lissabon reisen und werde die Unterzeichnung des Dokuments Regierungschef Mirek Topolanek überlassen. Klaus habe bereits vor bestimmter Zeit Topolanek sowie Außenminister Karl Schwarzenberg gesagt, dass er (Klaus) über den Vertrag weder verhandeln noch ihn unterzeichnen werde, "um der Regierung das Leben nicht zu erschweren".
Topolanek will nicht kommen
Aber auch Topolanek bleibt wegen der
Anwesenheit von Simbabwes Präsident Robert Mugabe dem EU-Afrika-Gipfel fern.
So hatte es im Vorfeld des Treffens in Lissabon geheißen. Tatsächlich reiste
Topolanek nicht nach Portugal. Ob dahinter aber tatsächlich ein Protest
steckt wie bei Großbritanniens Premier Gordon Brown, wollte der tschechische
Außenminister Karl Schwarzenberg am Samstag weder bestätigen noch dezidiert
dementieren.
Boykott von Brown
Unmittelbar vor dem Beginn des
EU-Afrika-Gipfels in Lissabon haben simbabwesische Oppositionelle gegen die
Teilnahme von Simbabwes Präsident Robert Mugabe an dem internationalen
Treffen demonstriert. Die Einladung des Diktators beschädige die
Glaubwürdigkeit von Afrikanischer Union und Europäischer Union, erklärten
die Demonstranten am Freitag. Der britische Premier Gordon Brown boykottiert
den Gipfel aus Protest gegen die Anwesenheit Mugabes.