Tränengas und scharfe Schüsse: Die kenianische Polizei geht gegen die Demonstranten in Nairobi vor. Mindestens drei Menschen starben.
Die blutigen Zusammenstöße in Kenia im Gefolge der Präsidentenwahlen gehen weiter: Bei neuen Demonstrationen der Opposition sind nach Augenzeugenberichten auch am Donnerstag mindestens zwei Menschen getötet worden. Oppositionsführer Raila Odinga sprach sogar von sieben Menschen, die ums Leben gekommen seien. Das Europaparlament forderte angesichts von Vorwürfen des Wahlbetrugs eine Wiederholung der Präsidentenwahl.
Polizei schießt in Menschenmenge
In Nairobi schoss die
Polizei im Slum Mathare in eine größere Menschenmenge, ein Mann wurde
tödlich getroffen, sagten Nachbarn. Ein anderer Einwohner sei auf dem Balkon
eines Wohnhauses erschossen worden. Slumbewohner zündeten Barrikaden an und
warfen Steine auf die Polizei, die sich zunächst zurückzog und Tränengas
gegen die Menge einsetzte. Odinga beschuldigte die Polizei, wahllos in die
Menge zu schießen. Die Polizei hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen
geäußert.
Die oppositionelle Orangene Demokratiebewegung ODM hatte ihre Anhänger aufgerufen, von Mittwoch an drei Tage gegen den umstrittenen Präsidenten Mwai Kibaki und für Neuwahlen zu demonstrieren. Am Mittwoch waren bereits mindestens drei Menschen bei den Protesten getötet worden.
Opposition spricht von Wahlbetrug
Oppositionsführer Odinga
erkennt den Sieg Kibakis bei den Präsidentenwahlen am 27. Dezember nicht an
und spricht von Wahlbetrug. Es kam seither zu anhaltenden blutigen Unruhen
mit insgesamt mehr als 700 Toten, 250.000 Menschen flohen oder wurden
vertrieben.
Auch internationale Wahlbeobachter zweifeln an der korrekten Auszählung der Stimmen. Verschiedene internationale Vermittlungsversuche sind bisher erfolglos geblieben. Der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan will in den nächsten Tagen einen neuen Vermittlungsversuch in dem Machtkonflikt unternehmen.
Unabhängiges Gremium gefordert
Falls eine Neuwahl
unmöglich sei, sollte eine glaubwürdige und faire Neuauszählung der Stimmen
durch ein unabhängiges Gremium organisiert werden, hieß es in einer
einstimmig verabschiedeten Resolution des Europaparlaments von Donnerstag.
Für die Zukunft forderte das Parlament eine wirklich unparteiische
Wahlkommission, die für freie und faire Wahlen sorgen sollte.