Die rechtsextreme Front-National-Chefin liegt erstmals vor Sarkozy.
Eine Umfrage zur Präsidentschaftswahl in einem Jahr hat in Frankreich hohe Wellen geschlagen: Erstmals liegt demnach die Chefin der rechtsextremen Partei Front National, Marine Le Pen, in Führung. Laut der Befragung für die Zeitung "Le Parisien" vom Sonntag würden 23 Prozent der Wähler für die 42-Jährige stimmen, nur jeweils 21 Prozent für Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und Sozialistenchefin Martine Aubry.
Sarkozy und Aubry gleichauf
Gemäß der Umfrage des Instituts Harris Interactive für die Sonntagsausgabe des "Parisien" kann Le Pen mit dem Einzug in die Stichwahl um das Präsidentenamt 2012 rechnen. Sarkozy und Aubry liegen in der Befragung gleichauf, während der Rechtsliberale Francois Bayrou auf acht Prozent kommt. Die Grüne Eva Joly und der konservative Dominique de Villepin liegen jeweils bei sieben Prozent.
Erinnerungen an 2002
Die Umfrage weckt Erinnerungen an die Präsidentschaftswahl von 2002, als der Sozialist Lionel Jospin in der ersten Runde durchfiel und der damalige Front-National-Chef Jean-Marie Le Pen in die Stichwahl gegen Jacques Chirac ging. Das überraschende Ausscheiden Jospins und der Einzug von Marine Le Pens Vater in die zweite Runde schockierte viele Franzosen, letztlich wählten sie Chirac mit einer Vier-Fünftel-Mehrheit zum Staatsoberhaupt.
Kritik an Sarkozy
Die Opposition warf Sarkozy vor, anti-muslimische Ressentiments zu bedienen und damit Le Pen in die Hände zu spielen. Die sozialistische Herausforderin Aubry hielt dem Präsidenten vor, eine Politik der Angst zu betreiben. "Er begann mit der Debatte um die nationale Identität und die Roma, nun sind es die Einwanderer", sagte Aubry mit Bezug auf Äußerungen Sarkozys zu einer möglicherweise drohenden Einwanderungswelle aus Nordafrika.
Der Generalsekretär von Sarkozys Partei UMP, Jean-Francois Cope, wies die Vorwürfe zurück und betonte, die Debatte zum Islam und der Laizität sei "absolut essenziell". Zugleich warnte er davor, die Umfrage überzubewerten. Niemand könne heute sagen, wie die Franzosen in einem Jahr abstimmen würden, sagte Cope im Sender Radio J. Er rief seine Partei auf, "ruhig' Blut" zu bewahren. Sarkozy sei der "einzige und beste mögliche Kandidat" der Rechten.
Le Pen "ermutigt"
Marine Le Pen wertete die Umfrage als "Ermutigung". Im Fernsehsender iTélé sagte sie am Sonntag, sie trete 2012 nicht als Statistin an, sondern wolle gewinnen. "Wir stehen einer veralteten politischen Klasse gegenüber, die alte Lösungen hat, abgenutzte Schemata, und die Front National ist eine Hoffnung für unser Volk", sagte Le Pen.
Der Sozialist Dominique Strauss-Kahn, derzeit noch Präsident des Internationalen Währungsfonds (IWF), hat noch nicht entschieden, ob er für seine Partei ins Rennen gehen will. Die jüngste Umfrage wirft auch die Frage auf, ob die Sozialisten mit ihm besser da stünden als mit Aubry. Eine Umfrage von Februar hatte Strauss-Kahn vor Sarkozy und Le Pen gesehen.