Im Vorjahr wurden zwölf Angeklagte zu insgesamt 378 Jahren Haft verurteilt. Wegen der Berufung der Beklagten ist das Urteil nicht rechtskräftig.
Vor dem serbischen Obersten Gericht hat am heutigen Montag ein Verfahren aufgrund der Berufung von zwölf Personen begonnen, die im Vorjahr wegen des Mordes am früheren serbischen Premier Zoran Djindjic - nicht rechtskräftig - zu insgesamt 378 Jahren Haft verurteilt wurden. Djindjic war im März 2003 vor dem Regierungsgebäude in Belgrad vom damaligen Vize-Kommandanten der ehemaligen Sonderpolizei-Einheit "Rote Barette", Zvezdan Jovanovic "Zveki", erschossen worden.
Hauptorganisator des Attentates war der frühere Befehlshaber derselben Einheit, Milorad Lukovic "Legija". Die "Roten Barette" wurden nach dem Mordanschlag aufgelöst.
Marathonprozess
Jovanovic und Lukovic wurden in einem
Marathonprozess zu je 40 Jahren Haft verurteilt. Am Attentat waren auch
mehrere Angehörige einer Belgrader Mafia-Gruppe beteiligt, von der fünf
weiterhin flüchtig sind. Im dreieinhalbjährigen Gerichtsverfahren im Fall
Djindjic wurden mehr als 150 Zeugen angehört, zwei Kronzeugen wurden im
Laufe des Prozesses ermordet.
Keine Wende erwartet
Der Anwalt der Familie Djindjic, Rajko
Danilovic, erklärte vor dem heutigen Beginn des Verfahrens vor dem Obersten
Gericht, dass er keine überraschende Wende erwarte. Die Verteidiger der
Verurteilten würden wie im Gerichtsverfahren in erster Instanz erneut
versuchen, die Unschuld ihrer Mandanten zu beweisen, meinte Danilovic.
Erster demokratischer Ministerpräsident Serbiens
Djindjic
war nach dem Sturz des Regimes von Slobodan Milosevic Anfang 2001 zum ersten
demokratischen Ministerpräsidenten Serbiens geworden. Der politische
Hintergrund des Attentates ist bis dato nicht aufgeklärt. Die Drahtzieher
werden in der "Anti-Haag-Lobby", den Polizei- und Militärstrukturen des
Regimes des früheren Präsidenten Slobodan Milosevic vermutet. Die Regierung
Djindjic hatte Milosevic im Juni 2001 an das UNO-Tribunal für
Kriegsverbrechen im einstigen Jugoslawien überstellt, was zu einer tiefen
politischen Krise im Land führte.