Russlands Präsident Putin ist in Teheran eingetroffen - mit einem Tag Verspätung. Im Vorfeld wurden Anschlagsdrohungen bekannt.
Der russische Präsident Wladimir Putin ist am Dienstag in Teheran eingetroffen, wo er an der Gipfelkonferenz der fünf Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres teilnimmt. Neben dem Iran und Russland sind dies die ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Turkmenistan und Aserbaidschan. Während seines Aufenthalts will Putin im Gespräch mit Präsident Mahmoud Ahmadinejad auch das iranische Atomprogramm zur Sprache bringen. Putins Besuch war am Montag aus nicht genannten Gründen um einen Tag verschoben worden. Zuvor waren Warnungen vor einem Anschlag auf den russischen Staatschef in Umlauf gebracht worden.
Putin ist das erste Staatsoberhaupt Russlands, das den Iran seit der Islamischen Revolution von 1979 besucht. 1967 war der sowjetische Staatspräsident Nikolai Podgorny Gast von Schah Mohammed Reza Pahlevi gewesen. Bei der Konferenz von Teheran 1943 war der sowjetische Diktator Josef Stalin mit US-Präsident Franklin D. Roosevelt und dem britischen Premier Winston Churchill erstmals zusammengetroffen. Die Alliierten verständigten sich dabei auf gleichzeitige Offensiven in der Normandie und an der Ostfront.
Abreise aus Deutschland
Putin kam aus Deutschland. Bei den
deutsch-russischen Regierungskonsultationen in Wiesbaden hatte er am Montag
für mehr Geduld mit Teheran geworben. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela
Merkel hatte ihrerseits mehr Transparenz von der iranischen Regierung im
Atomstreit verlangt. US-Verteidigungsminister Robert Gates hat sich
unterdessen dafür ausgesprochen, im Atomstreit mit dem Iran weiter alle
Optionen offen zu halten. Zugleich rief er die Staatengemeinschaft im Umgang
mit der Islamischen Republik zu Geschlossenheit auf. Nur so werde es
gelingen, genug politischen Druck auf das Land auszuüben, sagte Gates am
Montag in einer Rede vor der Nichtregierungsorganisation Jewish Institute
for National Security Affairs. Ziel müsse es sein, gemeinsam weitreichende
Wirtschaftssanktionen gegen den Iran zu verhängen.
Klares "Nein" zu Militäreinsatz im Iran
Putin hat
einem militärischen Eingreifen rund um das Kaspische Meer und damit im Iran
eine klare Absage erteilt. "Wir sollten nicht einmal daran denken, in dieser
Region Gewalt anzuwenden", sagte er am Dienstag auf einem Gipfel der fünf
Anrainerstaaten des Kaspischen Meeres in Teheran. "Wir müssen darin
übereinstimmen, dass es unmöglich ist, das Territorium eines Anrainers im
Fall einer Aggression gegen das eines anderen zu verwenden."
Bei den Verhandlungen im Iran geht es offiziell um die Aufteilung der gewaltigen Energiereserven unter dem Kaspischen Meer, wobei Russland nicht von einer schnellen Einigung ausgeht. In Teheran werde lediglich eine Deklaration als Orientierungshilfe auf dem Weg zu einer Konvention über den rechtlichen Status des Meeres verabschiedet, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Moskau, Michail Kamynin, am Dienstag nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass. Bei einer ersten Gipfelkonferenz im Jahr 2002 hatten sich die fünf Anrainer des Kaspischen Meeres nicht auf eine Ausbeutung der Energiereserven einigen können.
Bilaterale Gespräche
Putin will aber auch bilaterale
Gespräche mit dem Iran führen. Dabei wird nach russischen Angaben vor allem
der Streit über das iranische Atomprogramm eine Rolle spielen. Der Westen
wirft dem Iran vor, unter dem Deckmantel einer zivilen Nutzung der
Atomenergie nach Nuklearwaffen zu streben, was dieser bestreitet. Was eine
Ausweitung der diesbezüglich vom UN-Sicherheitsrat gegen den Iran verhängten
Sanktionen betrifft, ist die Vetomacht Russland - wie auch China - bisher
zurückhaltend.