Russen-Invasion

Putin will ganze Ukraine erobern

22.02.2022

Das Kriegsprotokoll: Putin möchte nicht nur die Separatisten-Gebiete in der Ostukraine. Er will das ganze Land. 

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© APA/AFP/Sputnik/Alexey NIKOLSKY
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Kiew/Moskau. Um 23.19 Uhr rollen Montagnacht die ersten Panzerkolonnen Putins über die ukrainische Grenze. Im Nebel sind Lichter zu sehen. Kurze Zeit später sind die Kolonnen bereits in der Region Donezk, Hauptstadt einer der beiden Separatistengebiete in der Ostukraine. In Makijiwka graben sich die Panzer an den Zufahrtsstraßen zur Stadt ein. Schussbereit. Reporter zählen sieben Panzer-Kolonnen. Sie haben ­keine sichtbaren Hoheitszeichen.

Raketenwerfer. Ein ähnliches Bild in Luhansk, zweite Separatistenregion direkt an der russischen Grenze: Klassische Panzer, Artillerie, Mannschaftswagen, Mehrfachraketenwerfer, Systeme zur Fliegerabwehr und Radar, Ausrüstung für einen Cyberkrieg. Sie können Radarsysteme ausschalten, Netzwerke lähmen, strategische Ziele für bodengestützte Feuer markieren.
Vormarsch bis Kiew? Bisher gab es fünf Todesopfer, aber noch keine großflächigen Kämpfe. Die entscheidende Frage für die nächsten Tage ist: Wie weit werden die russischen Truppen tatsächlich vor­stoßen?

Oberst: »Russland könnte halbes Land einnehmen«

Warnung. „Im schlimmsten Szenario könnte Russland das halbe Land einnehmen“, zeichnet Oberst Markus Reisner von der Militärakademie in Wiener Neustadt ein dramatisches Bild. Sogar die Drohung ­eines Nuklearschlages sei von Putin auf den Tisch gelegt worden, sagt der Experte: „Ein solcher kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, wenn etwa NATO-Staaten in den Konflikt militärisch eingreifen“, skizziert Reisner.


Was Putin will. Der Kremlchef beschimpfte in seiner Kriegsrede die Ukraine als „Marionetten-Regime“, als Staat, der von „Washington dirigiert“ wird. Auf „Bitten“ der Volksrepubliken Donezk und Luhansk, die er jetzt als unabhängig anerkennt, musste er seine „Friedenstruppen“ schicken. erklärte er in einer Pressekonferenz den Minsker Friedensvertrag für „nicht mehr relevant“. Auch solle ein Teil der Ukraine „entmilitarisiert werden“, das Land dürfe „nie Nato-Mitglied werden“.


Kriegs-Herren. Dienstag wählte sein Außenminister Lawrow noch aggressivere Worte: „Die Ukraine hat kein Recht auf Souveränität und territoriale Unversehrtheit“, sagte er. Seine Begründung für diese absurde Aussage: „Ich denke, niemand kann behaupten, dass das ukrainische Regime seit dem Staatsstreich von 2014 das gesamte Volk repräsentiert, das auf dem Territorium des ukrainischen Staates lebt.“


Hauptstadt. Militärexperte Franz-Stefan Gady glaubt inzwischen an einen großflächigen Angriff der Russen in den kommenden Tagen: „Alle Zeichen stehen auf Offensive.“ Der Vorstoß im Osten sei nur das „Vorspiel gewesen“: „Jetzt bewegen sich die Truppen an der ukrainisch-weißrussischen Grenze in Angriffspositionen.“ Nach dem Vormarsch im Osten könnte letztlich der Angriff auf Kiew folgen. 
 

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