Gegner des G-20-Gipfels sind am Mittwoch in London in ein Gebäude der Royal Bank of Scotland eingedrungen. Die teils vermummten Demonstranten zerschlugen erst Fenster und bahnten sich dann ihren Weg in das Gebäude der Bank.
Aus Protest gegen den G-20-Gipfel haben Demonstranten in der Londoner Innenstadt am Mittwoch die Fensterscheiben einer Filiale der Royal Bank of Scotland (RBS) eingeworfen und das Bankhaus gestürmt. Sie schmierten das Wort "Thieves" ("Diebe") an eine Wand und bewarfen Polizisten mit Eiern und Obst. Die RBS steht besonders im Fokus: Ihr früherer Chef Fred Goodwin hat sich wegen üppiger Pensionszahlungen den besonderen Zorn von Kapitalismus-Kritikern zugezogen.
4.000 Demonstranten
Insgesamt zogen mindestens 4.000
Demonstranten durch das Bankenviertel der britischen Hauptstadt. Mehrere
Personen wurden Berichten zufolge festgenommen, weil sie Polizeiuniformen
getragen haben sollen. Ein Polizist soll verletzt worden sein.
Reiter der Apokalypse
Einige Teilnehmer der Demonstration
versuchten, Polizeisperren vor der Bank von England zu durchbrechen. Sie
riefen: "Schafft das Geld ab!". Aus der Menge wurden Bildnisse der "Vier
Reiter der Apokalypse" empor gestreckt, die für Krieg, Klimachaos,
Finanzverbrechen und Obdachlosigkeit stehen sollen. Einem als Osterhase
verkleidetem Demonstranten gelang es kurzzeitig, die Barrikaden zu
durchbrechen, bevor er von der Polizei gestoppt wurde.
Tag der Finanznarren
"Die Gier, die die Menschen antreibt,
zerreißt uns", rief ein Demonstrant. Der Musiker Billy Bragg
verurteilte ausufernde Bonuszahlungen an Banker und rief zu Veränderungen
auf. Die Veranstalter der Protestaktionen haben den 1. April vom "April
Fools' Day" zum "Financial Fools' Day" (Tag der Finanznarren)
erklärt.
Banker provozierten
Tausende Polizisten waren im Einsatz,
Hubschrauber kreisten über der Stadt. Viele Gebäude im Bankenviertel waren
mit Barrikaden geschützt, mehrere Straßen gesperrt. Aus Angst vor möglichen
Angriffen tauschten einige Banker ihre Anzüge gegen Jeans und Jacke. Andere
provozierten hingegen die Demonstranten und winkten mit Zehn-Pfund-Noten aus
ihren Bürofenstern.
Sturm auf Banken
Ein Protestbündnis hatte zuvor dem
Finanzviertel für den 1. April einen "Sturm auf die Banken"
angedroht. "Das wird eine der größten und kompliziertesten Aktionen,
die wir je hatten", sagte ein Polizeikommandant. Für eine Bedrohung des
G-20-Gipfels durch Extremisten gebe es aber keine Hinweise. 2005 hatten
zeitgleich zum G-8-Gipfel in Schottland Islamisten in London
Selbstmordanschläge auf Busse und U-Bahnen verübt, wobei 52 Menschen
starben.