Der frühere bosnisch-serbische Militärchef soll vor rund drei Wochen lokalisiert worden sein. Es gibt Verhandlungen über seine Festnahme.
Der als mutmaßlicher Kriegsverbrecher gesuchte ehemalige Militärchef der bosnische Serben, Ratko Mladic, ist laut einem Zeitungsbericht bereits vor rund drei Wochen in Serbien lokalisiert worden. Derzeit versuche der serbische Geheimdienst, Mladic zu einer freiwilligen Aufgabe zu überreden.
Eine Verhaftung scheint den serbischen Behörden aber mit einem sehr hohen Risiko verbunden zu sein. Auch herrsche Ungewissheit über mögliche Reaktionen der Öffentlichkeit. Daher soll Mladic überzeugt werden, sich selbst zu stellen.
Mladic soll sich selbst stellen
Vorerst soll Mladic aber nicht
bereit sein, von sich aus den ersten Schritt zu tun. Die Behörden in Belgrad
streben aber angeblich weiter danach, dass sich Mladic ohne Probleme selbst
dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag stellt. Serbien wolle seiner
Flucht jedenfalls ein Ende bereiten. Details zu einer möglichen Auslieferung
wurden nicht genannt.
Gerüchte über eine baldige Festnahme von Mladic hatte am Wochenende auch die frühere UNO-Chefanklägerin Carla del Ponte genährt. Sie sei überzeugt, dass nach dem ehemaligen bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadzic auch Mladic verhaftet werde.
Schwere Kriegsverbrechen
Die Anklage des UNO-Tribunals für
Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) wirft Mladic wie auch
Karadzic im Zusammenhang mit dem Massaker in Srebrenica 1995 Genozid sowie
weitere Kriegserbrechen während des Bosnien-Krieges (1992-1995) vor.
Anders als sein politischer Chef Karadzic hatte Ex-General Mladic offenbar nach Kriegsende jahrelang in Belgrad gelebt und war erst 2002 untergetaucht. Eine Zeitlang versteckte er sich daraufhin in serbischen Militäranlagen, dann wohnte er in Mietwohnungen in Belgrad, wie später bekannt wurde. Karadzic war am 21. Juli in Belgrad festgenommen worden.
Karadzic verweigert weiter jede Aussage
Bei seinem zweiten
Auftritt vor dem Tribunal hätte Karadzic am vergangenen Freitag in elf
Anklagepunkten auf schuldig oder nicht-schuldig plädieren sollen. Er
verweigerte jedoch auf die Frage nach seiner Schuld erneut die Aussage. Dies
wertet das Gericht automatisch als "nicht schuldig". Damit kommt es im Fall
Karadzic zum Prozess, der aber aller Voraussicht nach erst in einigen
Monaten beginnen wird.
Das Massaker von Srebrenica gilt als größtes Verbrechen in Europa nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Truppen der bosnischen Serben unter dem Kommando von Oberbefehlshaber Mladic nahmen die muslimische Enklave im Osten Bosniens an der Grenze zu Serbien am 11. Juli 1995 ein. In den Folgetagen wurden bis zu 8.000 bosnische Muslime ermordet.