"Nicht neutral!"
Rebellen an Österreich - "Schickt keine Soldaten!"
11.02.2008
Die Rebellen im Tschad haben Zweifel an der Neutralität der EU-Truppen wegen der führenden Rolle Frankreichs in der EU-Mission.
Die Rebellen im Tschad haben die von der Europäischen Union beschlossene Entsendung von Schutztruppen in den Osten des Landes abgelehnt. Am Montag erklärten sie, sie glaubten nicht an die Neutralität der EU-Militärmission, die Flüchtlinge und Hilfsorganisationen schützen soll. Sie drängten die EU-Entsenderstaaten - darunter befindet sich auch Österreich - keine Soldaten zu schicken.
Rebellen fordern: Keine Entsendung der EU-Truppen
"Die
Allianz der bewaffneten Opposition glaubt nicht länger an eine Truppe, die
vor allem aus französischen Truppen besteht und deren operationelle Führung
Frankreich innehat", erklärten die Rebellen, die die tschadische
Regierung von Präsident Idriss Deby bekämpfen, in einer Mitteilung. Daher
fordere man, dass andere europäische Länder, von einer Entsendung von
Truppen absehen, deren Zweck es letztlich sei, das Regime von Deby zu
schützen.
Doppelfunktion Frankreichs als Problem
Frankreich nimmt im
Tschad eine Doppelfunktion wahr. Zum einen leistet es Deby militärischen
Beistand mit rund 1.250 Soldaten, zum anderen fungiert es als Rückgrat des
geplanten EUFOR-Einsatzes zum Schutz von Flüchtlingen aus der sudanesischen
Bürgerkriegsregion Darfur. Paris will 2.100 der 3.700 EUFOR-Soldaten
stellen. Österreich hat 160 Mann zugesagt. 15 von ihnen befinden sich
bereits im Tschad. Sie erlebten die jüngsten Kämpfe zwischen
Regierungstruppen und Rebellen mit, die sich auch in der Hauptstadt
N'Djamena zutrugen.
Half Frankreich gegen Aufständische?
Den Rebellen zufolge
half die frühere Kolonialmacht Frankreich Deby zu Monatsbeginn, den
Rebellenangriff auf N'Djamena zurückzuschlagen. Frankreich hat eine aktive
Beteiligung seiner im Tschad stationierten Truppen bei den Kämpfen
bestritten. Soldaten hätten nur aus Selbstverteidigung geschossen.
BZÖ und FPÖ fordern Rückzug Österreichs
Angesichts
der Aussagen der Rebellen forderten BZÖ und FPÖ am Montag den Rückzug
Österreichs aus der EU-Mission und den Abzug der Bundesheer-Soldaten: "Die
Warnungen der Rebellen sind eindeutig genug", betonte FPÖ-Bundesobmann
Heinz-Christian Strache in einer Aussendung. "Die europäischen und
somit auch die österreichischen Truppen werden im Tschad als Kriegspartei
wahrgenommen." In der Region gehe es lediglich um französische
Interessen. Strache legte Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) und
Außenministerin Ursula Plassnik (V) erneut den Rücktritt nahe.
BZÖ: "Rückzug jetzt statt 'Apocalypse Now'"
Mit
heutigem Tag ist auch ein gezielter Angriff der Rebellen auf die
österreichischen Soldaten nicht mehr auszuschließen (...) Rückzug jetzt
statt Apocalypse Now", erklärte BZÖ-Wehrsprecher Gernot Darmann in
einer Aussendung. Er kritisierte Frankreich für seine "parteiische
Zwitterrolle" im Tschad.
Pilz: "Vorbote einer Kriegserklärung"
Auch der
Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz sah alle Befürchtungen im Zusammenhang
mit dem europäischen Tschad-Einsatz eingetroffen. Es werde für die
österreichischen Soldaten "langsam gefährlich", sagte
Pilz am Rande einer Pressekonferenz. Die heutigen Aussagen der Rebellen
seien "der Vorbote einer Kriegserklärung". Wenn Darabos,
Plassnik und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) so weitermachten, könne der
bisherige Konsens über Auslandsmandate zerbrechen.