Die Regierung im Tschad hat ein Ausgehverbot für die Hauptstadt N'Djamena und sechs weitere Regionen verhängt.
Nach der Rebellenoffensive vom Wochenende solle die Maßnahme wieder Ruhe im Land herstellen und bei der Bewältigung des Schadens helfen, den die sudanesische Armee angerichtet habe, erklärte Ministerpräsident Nouradin Koumakoye am Donnerstag. Der Sudan wies mehrfach Vorwürfe der tschadischen Regierung zurück, hinter dem Umsturzversuch zu stecken.
Hunderte Zivilisten getötet
Bei den Kämpfen in und um N'Djamena, die vor einer Woche begannen, wurden Hunderte Menschen getötet und 30.000 weitere in die Flucht getrieben. Präsident Idriss Déby erklärte am Mittwoch, seine Truppen hätten das ganze Land wieder unter Kontrolle. Der französische Außenminister Bernard Kouchner verwies indes auf Geheimdienstberichte, wonach sich die Rebellen östlich der Hauptstadt erneut sammeln könnten.
Rebellen formieren sich neu im Osten
Während in der Hauptstadt N'Djamena nach dem Ende der blutigen Kämpfe erste Aufräumarbeiten begannen und die Regierung behauptet, die Lage im ganzen Land wieder unter Kontrolle zu haben, dürften sich die Rebellen lediglich zurückgezogen haben, um sich neu zu formieren. Die Stationierung der geplanten EUFOR-Schutztruppe soll sich nach dem Willen Frankreichs durch die jüngsten Kämpfe um höchstens sechs Wochen verzögern. In Österreich sieht die Heeresführung aber derzeit noch keine Änderung der Lage.
Déby erklärt Rebellen für besiegt
Präsident Idriss Déby hatte am Mittwoch erklärt, seine Truppen hätten die Rebellen erfolgreich geschlagen. Der französische Außenminister Bernard Kouchner berichtete dagegen von ihrer Neugruppierung der Rebellen. Auch Verteidigungsminister Hervé Morin sagte, dass zusätzliche Rebellentruppen von der sudanesischen Grenze in Richtung N'Djamena unterwegs seien. Ein Rebellensprecher bestätigte das Zusammentreffen zweier Rebellengruppen nahe der Stadt Mongo, rund 400 Kilometer östlich von N'Djamena. Ob sie aber erneut in Richtung Hauptstadt vordringen wollten, war vorerst unklar. Rebellensprecher Abderaman Koulamallah erklärte jedenfalls, die Rebellen hätten ihre Ziele nicht aufgegeben. Er rief Frankreich auf, sich aus dem Konflikt herauszuhalten.
EUFOR-Truppen sollen schnell stationiert werden
Die beteiligten EU-Länder hätten die Planung für die EUFOR-Truppe wieder aufgenommen, damit sie "so schnell wie möglich" stationiert werden könne, hatte Morin am Mittwochabend bei einem Kurzbesuch im Tschad gesagt. Zunächst müsse sich dazu die Lage aber beruhigen. "Wir hoffen, dass sie in einigen Tagen oder Wochen stabil sein wird."
Die EU hatte Ende Jänner mit der Stationierung der Truppe begonnen, bevor Rebellen auf N'Djamena vorrückten. Die insgesamt 3.700 Mann sollen im Osten des Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik rund 450.000 Flüchtlinge aus der sudanesischen Krisenregion Darfur beschützen und den Hilfsorganisationen die Arbeit erleichtern. Frankreich stellt 2.100 Soldaten, Österreich beteiligt sich mit 160 Soldaten, ein erstes Vorkommando von 15 Personen sitzt seit Tagen in der Hauptstadt N'Djamena fest.
Daran wird sich vorerst auch nichts ändern: "Bevor nicht das politische und sicherheitspolitische Komitee der EU (die diplomatischen Vertreter der Mitgliedsstaaten) bestärkt hat, dass die Rahmenbedingungen für EUFOR wieder stimmen, wird sich gar nichts tun", erklärte der Leiter des Führungsstabes im Verteidigungsministerium, Generalmajor Christian Ségur-Cabanac, am Donnerstag der APA. Das bedeutet, wie er bestätigte, dass sowohl die bereits in N'Djamena befindlichen österreichischen Soldaten bleiben, wo sie sind - im französischen Camp am Flughafen der Hauptstadt -, als auch, dass derzeit keine weiteren heimischen Truppen in den Tschad geschickt werden.