Der Ausgang der „Midterm“-Wahlen am Dienstag bleibt bis zuletzt packend – dank einer Aufholjagd der Republikaner mit Saddams Schützenhilfe.
US-Präsident George W. Bush hatte mit dem Todesurteil gegen Iraks Ex-Diktator Saddam Hussein einen tollen Aufhänger, die Massen bei einem Wahlkampfauftritt in Grand Island, Nebraska, aufzuheizen: Das Urteil sei ein „Meilenstein beim Kampf der Iraker, ein Tyrannenregime durch einen Rechtsstaat zu ersetzen“, rief Bush in die tobende Menge ausgesuchter Fans. Seinem Stab überließ er die Erklärungen, dass der Zeitpunkt der Urteilsverkündung zwei Tage vor den Midterm-Kongresswahlen rein „zufällig“ sei.
Aufholjagd
Mitten in Bushs Wahlkampfoffensive durch zehn
Bundesstaaten platzen die ersten guten Nachrichten für die Republikaner in
diesen mit fast drei Milliarden Dollar teuersten und vielleicht dreckigsten
Wahlkampf der US-Geschichte: Laut jüngster Umfrage des „Pew Research Center“
hatte die „Grand Old Party“ (GOP) im Finale aufgeholt. Die Führung der
Demokraten schrumpfte auf 47 zu 43 Prozent. Vor zwei Wochen lagen sie noch
mit 50 zu 39 Prozent voran.
Trotz des kleinen GOP-Comebacks bleibt die Demokraten-Opposition auf Kurs, zumindest das 435-köpfige Repräsentantenhaus nach zwölfjähriger Republikanerherrschaft zurückzuerobern: Die „Dems“ brauchen ein Plus von 15 Sitzen. Laut Umfragen dürften sie – vor allem wegen des Irakkrieges – mindestens 20 dazu gewinnen.
Dazu sind 25 Einzelrennen durch eine unglaubliche Welle an Sex- und Korruptionsskandalen bei den Republikanern betroffen.
Zitterpartie um Senat
Die Schlacht um den 100-köpfigen Senat
blieb ein Wahlthriller bis zuletzt. Die Hürden für die „Dems“ lagen enorm
hoch: Sie müssen der GOP sechs Senatorensitze abringen, und alle eigenen
halten. Das „schlimmste Polit-Umfeld für Republikaner-Kandidaten seit
Watergate“, so der GOP-Stratege Glen Bolger in der New York Times. Das
brachte eine Politsensation in Reichweite: Siege in den zuletzt drei
wichtigsten Schaukelstaaten – Montana, Virginia und Missouri – könnten für
die „Dems“ die 51 nötigen Senatssitze bringen. Doch das
GOP-Last-Minute-Comeback ist auch hier spürbar: Rennen in Rhode Island und
Maryland, die die Demokraten längst in der Tasche sahen, sind wieder offen.
Bush, der vor allem durch das Irakkrieg-Debakel mit 34 Prozent so „populär“ ist wie „Watergate-Präsident“ Richard Nixon, wollte es im Wahlkampf seiner 28-jährigen Polit-Karriere nochmals wissen: Seine üblichen Angst- und Terrorparolen gepaart mit dem Lächerlichmachen der Demokraten als Angsthasen könnte die erzkonservative Parteibasis wachgerüttelt haben.