Rakten-Abwehrsystem
Russland droht Polen mit Militärschlag
14.08.2008
Die US-Abfangjäger werden wie geplant in Polen stationiert. Russland will das nicht "unbestraft" lassen und droht Polen.
Die Einigung zwischen Washington und Warschau auf den Bau eines Raketenschilds in Polen hat die angespannten US-russischen Beziehungen weiter belastet. Ein ranghoher russischer General sprach von einer "weiteren Verschlechterung" des bereits durch den Georgien-Konflikt gestörten Verhältnisses. Russland sieht das Vorhaben als direkte Bedrohung gegen sich. Außenminister Sergej Lawrow sagte einen geplanten Besuch in Warschau ab.
Ein russischer Spitzengeneral drohte Polen wegen gar mit einem Militärschlag. Die Militärdoktrin Russlands erlaube unter bestimmten Umständen auch einen Nuklearangriff, zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax am Freitag Vize-Generalstabschef Anatoli Nogowizyn
Polen macht Angebot
Die polnische Regierung betont jeodch, offen
für russische Inspektionen des künftigen Raketenstützpunktes zu sein, sagte
der polnische Außenminister Radek Sikorski. Polen wolle Moskau damit
beweisen, dass die geplante Raketenabwehr nicht gegen Russland gerichtet sei.
Polen "vorrangiges" Ziel
Nogowizyn warnte zuvor
nämlich, Polen habe sich zu einem "vorrangigen" Ziel für
eventuelle "Schläge" gegen den Raketenschild gemacht. "Solche
Ziele werden prioritär zerstört", sagte der General. Polen
und die USA hatten sich Donnerstagabend nach über einjährigen Verhandlungen
auf den Bau des US-Raketenschilds geeinigt. In Polen sollen bis 2012 zehn
Abfangraketen installiert werden. Mit Tschechien wurde am 8. Juli ein
Abkommen über die Stationierung einer dazu gehörigen Radaranlage
unterzeichnet.
Bedingungen Polens erfüllt
Grund für den Durchbruch war die
Zusage der USA, künftig Patriot-Luftabwehrraketen ständig in Polen zu
stationieren. Warschau hatte das zur Bedingung für seine Zustimmung gemacht,
weil es durch den Raketenschild zusätzliche Sicherheitsrisiken befürchtet.
Während die Patriot-Raketen zunächst unter dem Kommando von US-Truppen
stehen sollen, soll mittelfristig auch die polnische Armee mit dem
Waffensystem ausgerüstet werden.
Merkel will vermitteln
Aus dem Büro von US-Präsident George W.
Bush wurde am Freitag einmal mehr bekräftigt, dass sich das
Raketenabwehrsystem nicht gegen Russland richte, sondern die europäischen
Verbündeten vor Raketenangriffen aus "Schurkenstaaten" wie
dem Iran schützen solle. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat sich mit
dem russichen Präsidenten Dmitri Medwedew getroffen. Die Gespräche werden
fortgesetzt.
Unklar war zunächst, welche Rolle der militärische Konflikt zwischen Russland und Georgien um die abtrünnige Provinz Südossetien bei der Einigung gespielt hat. Sowohl Polen als auch die USA hatten sich nach Ausbruch der Kämpfe demonstrativ auf die Seite Georgiens gestellt.