Hunderte Trauernde sind zum Grab des hingerichteten irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein gezogen und haben Rache geschworen.
Die Anhänger knieten und beteten am Sonntag an seinem Grabmal in einer mit Marmor verkleideten Moschee in Auja, dem Heimatdorf des früheren Machthabers.
'Schiiten haben ihn umgebracht'
"Die Perser haben ihn
umgebracht. Ich kann es nicht fassen. So wahr Gott will, wir werden
Vergeltung üben", sagte ein Mann aus der nordirakischen Stadt
Mossul. Mit "Perser" spielte er auf die schiitische
Bevölkerungsgruppe an, die im Irak die Regierung stellt. Saddams
Gefolgsleute gehören den Sunniten an. Die Auseinandersetzungen zwischen den
Religionsgruppen haben den Irak in diesem Jahr an den Rand eines
Bürgerkriegs gebracht.
An Amerikanern rächen
Der Zorn über die Hinrichtung des
69-Jährigen, der am Samstag nach seiner Verurteilung wegen Verbrechen gegen
die Menschlichkeit gehängt worden war, richtete sich auch gegen die USA. "Das
Einzige, was uns jetzt bleibt, ist uns an den Amerikanern und an der
Regierung zu rächen", sagte ein weiterer Trauernder. Auch er
verweilte am Grabmal, das mit einer irakischen Flagge überzogen war. Auf
einem Stuhl stand ein Porträt des ehemaligen Machthabers, lächelnd und mit
seinem charakteristischen Filzhut auf dem Kopf. In einem nahe gelegenen Raum
diskutierten die Pilger bei Minztee und Kaffee miteinander. Oft fiel das
Wort "Märtyrer" in Zusammenhang mit Saddam.
Leiche in Tikrit
Die Regierung hatte zunächst angedeutet, dass
Saddams Leiche an einem unbekannten Ort begraben werden solle, damit dieser
nicht zu einer Pilgerstätte würde. Aber nach Protesten von Saddams
Volksstamm wurde der Leichnam mitten in der Nacht nach Tikrit geflogen und
umgehend in Audscha beerdigt. Am Begräbnis selbst nahmen nur wenige Menschen
teil. In anderen sunnitisch geprägten Stätten erinnerten die Bewohner am
Sonntag mit symbolischen Beerdigungen an den Ex-Präsidenten.